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Eine Integrationsfigur

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

14/04/10 Als Reinhart von Gutzeit im Herbst 2006 Rektor im Mozarteum wurde, bot die Belegschaft des Hauses - jene jedenfalls, die ihre Grabenkämpfe über Monate in der Öffentlichkeit ausgetragen hatten - ein heillos zerrüttetes Bild. Mit dem Amtsantritt Reinhart von Gutzeits hat sich die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ganz entscheidend verbessert.

Das hat einerseits gewiss damit zu tun, dass Reinhart von Gutzeit als von außen kommend für keine der gegeneinander agierenden Parteien ein Feindbild war. Er ist ganz unbestritten einer, der über Jahrzehnte den Lehrbetrieb in Deutschland und Österreich kennt, vor allem aber einer, der mit dem Wettbewerbswesen (letztlich dem Karriere-Knackpunkt für junge Musiker) innig vertraut ist. Seiner Sicht auf notwendige pädagogische Weichenstellungen mag man sich gerne anschließen.

In den ersten dreieinhalb Jahren seiner Amtstätigkeit ist viel ausgeräumt worden, was die Stimmung am Mozarteum drückte: Der Bereich Bildende Kunst drohte von Tirol vereinnahmt zu werden, die Notwendigkeit der Schauspielausbildung wurde durchaus polemisch diskutiert.

Reinhart von Gutzeit hat es geschafft, deutliche Signale für das Mozarteum als ausbildnerischen "Mehrspartenbetrieb" zu setzen. Die Kunsterziehung ist nun nicht mehr zerspragelt auf Unterrichtsorte in der halben Stadt. Auch das Schauspiel hat mit räumlicher "Flurbegradigung", mit der Verpflichtung eines weitgehend neuen Lehrkörpers und zuletzt mit der Eröffnung einer neuen Bühne positive Verstärkung erfahren. Beim Orff-Institut, einem latenten Brandherd an Salzburgs Kunstuniversität, seien "die Weichen jetzt gut gestellt", kündigt der - neue und alte - Rektor an.

Nicht zuletzt hatte Reinhart von Gutzeit auch einen optimalen Start, weil damals gerade das neue Haus am Mirabellplatz allgemeine Euphorie bei Lehrenden und Studenten auslöste und obendrein der Solitär, das neue "Konzerthaus" der Universität Mozarteum, in Betrieb ging. Für die Außenwahrnehmung einer Kunstuniversität ist ja immer noch der Produktionsbetrieb, sind die Opern- oder Schauspielaufführungen und die Konzerte entscheidend. Im Solitär hat man tatsächlich ein Publikum für die Kammermusik neu- oder wiedergewonnen. Akzente wie das Festival "Herbsttöne" schärften den Sinn des Publikums für die künstlerischen Kapazitäten, die da in Lehrerreihen bestehen und eigentlich nur genutzt zu werden brauchen.

Reinhart von Gutzeit hat sich, wie es scheint, sehr geschickt mit den richtigen Ratgebern und Mitstreitern umgeben. Die insgesamt positive Grundstimmung der letzten Jahre gab ihm wichtige Argumentationshilfe, wenn es darum ging, mit kritischen Stimmen umzugehen. Dass es solche gab und gibt, ist logisch und auch notwendig. Das Verhältnis zwischen in- und ausländischen Studenten, die Grundsatzfrage zwischen Spitze und Breite, die Koordination zwischen pädagogischer Ausbildung und künstlerischen Höhenflügen - das alles erzeugt beständig Reibung an einer Einrichtung wie dem Mozarteum, das ja obendrein aus internationaler Sicht einen Heiligenschein zu pflegen und zu verteidigen hat. Um den muss man zur Zeit nicht fürchten.

Und nicht einmal wegen des Geldes wird an dieser Universität gejammert. Wo gibt's das sonst?

Zur Meldung Ein sicherer "Besitzstand"
Zum Porträt Ein Herz für die Kammermusik - und fürs Publikum

 

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