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Der Thesenanschlag

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

17/10/12 Man hört vor dem inneren Ohr geradezu die Hammerschläge, mit denen eine Delegation des Dachverbands Salzburger Kulturstätten ihre Thesen irgendwo an ein Tor im Chiemseehof nagelt: 11 Punkte sind es, die eine neue Evangelisierung der Kulturförderung einleiten sollen.

Nicht, dass man nicht all das nicht schon dutzendfach gehört hätte aus der Kulturszene, und vom Dachverband sowieso. Seine ureigenste Aufgabe ist es ja, sich für die Kulturschaffenden im Land stark zu machen. Aber es ist gut und wichtig, einmal die entscheidenden wunden Punkte in der Kulturförderung des Landes zusammen geschrieben zu sehen. Auf einer DIN A4 Seite finden praktischerweise die „Elf Punkte zur Reform der Landeskulturpolitik“ Platz.

Geht es um frivole Anliegen in Zeiten des Sparzwanges? Immer wieder muss man die Zahlen repetieren und vor allem die Relationen. 47,6 Millionen Euro beträgt das Kulturbudget des Landes heuer, viel in den Augen von Leuten, die auf einen Gebrauchtwagen sparen. Aber es sind läppische 2,11 Prozent vom Landeshaushalt. Geradezu beschämend ist das, was davon in freie Förderungen fließt: satte 0,21 Prozent, in Zahlen 4,67 Millionen Euro. Anders gesagt: Von 100 Euro, die Land Salzburg ausgibt, bekommt die freie Szene 21 Cent. Da wäre eine Knopfspende im Klingelbeutel ertragreicher: Um 21 Cent bekommt man keinen Knopf mehr heutzutage.

Eine Anhebung auf 33 Cent (also 0,33 Prozent des Gesamtbudgets) wünscht sich der Dachverband. Das ist zwar um 50 Prozent mehr als bisher, aber immer noch rührend bescheiden, wenn man’s genau nimmt.

Das ist Punkt zwei auf der reformatorischen Thesen-Liste. Mit den anderen verhält es sich ganz ähnlich. Es sind keine frivolen Utopien drunter, sondern durchwegs Dinge, die mit gutem Willen vergleichsweise leicht umzusetzen wären. Auf den Gesamt-Haushalt des Landes würde all das kaum drücken, und so manche Vorschläge sind ohnedies nicht finanzieller, sondern organisatorischer Art. Dass man sich den Landeskulturbeirat als gewähltes Gremium vorstellen könnte – warum eigentlich nicht? Und dass Posten in der Kulturabteilung öffentlich ausgeschrieben werden sollten – auch das sollte demokratiepolitisch eigentlich der Normalfall sein.

Doch, da ist ein Punkt, der die politische Führungsmannschaften welche Parteifarbe auch immer wahrscheinlich ernsthaft schmerzt: „Kultur in eine Hand“ heißt es da. Jetzt sind David Brenner, Tina Widmann, Wilfried Haslauer und Gabi Burgstaller jeweils mit Teilen der Kulturförderung befasst. Rot-schwarz in schöner Verteilung. Ein jeder hat seine Hausmacht, denn wer Geld zu verteilen hat, kann sich wichtig nehmen. Da wird niemand freiwillig die Hand vom Deckel seines eigenen Fördertopfes wegziehen. Und damit sind weitere Punkte so ziemlich hinfällig: etwa der Ruf nach Transparenz. Es stehen viel zu viele kleine Summen auf viel zu vielen verschiedenen Budget-Listen.

Und noch etwas: Mittelfristige Fördervereinbarungen von drei Jahren lehnt man beim Land mit der Begründung ab, dass man durch die Legislaturperioden jedes zweite Mal über eine Wahl-Grenze hinaus Zahlungsverpflichtungen einginge. Tut man das etwa nicht, wenn man Kindergärten baut oder Spitäler reorganisiert?

Es wird, was die Kultur betrifft, offensichtlich mit anderem Maß gemessen beim Land. Und dies oft wirklich nicht zum Vorteil der Kultur.

Zur Meldung Eine Liste zum Anstupsen
Zum Wortlaut Elf Punkte zur Reform der Landeskulturpolitik

 

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