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Salzburger Osterhasen


GLOSSE

altVon Reinhard Kriechbaum

06/06/11 "Christian Thielemann - Salzburg's new Easter Bunny?" titelt derzeit eine Londoner Internet-Kulturzeitung. Mit Fragezeichen, wohlgemerkt. Die sich derzeit rapide verfestigenden Gerüchte haben wahrscheinlich vom vielen Ziehen schon so lange Ohren wie der echter Osterhase.

Das Magazin "News" hat die Sache schon am vergangenen Donnerstag in Druckerschwärze kurzzeit-verewigt, die Salzburger Nachrichten widmen der unbestätigten, aber vermutlich wahren Null-Meldung jetzt täglich große Artikel mit mäßig erhellendem Inhalt: Ja, höchstwahrscheinlich kommt ab 2013 wirklich die Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann zu den Osterfestspielen. News hat auch schon mögliche Produktionen zu nennen gewusst: 2013 soll „Parsifal" herauskommen (was auch die Berliner Philharmoniker unter Rattle vorgehabt hätten), für 2014 denke man an Richard Strauss’ „Arabella" mit Renée Fleming.

Eigentlich könnte schon alles offiziell sein, wäre nicht eine in Wien am vergangenen Freitag (3.6.) vorgesehen gewesene Pressekonferenz gekippt. Da gibt es nämlich, wie "News" dankenswerterweise auch schon für die anderen Medien vor-recherchiert hat, einen kleinen Schönheitsfehler: Ausgerechnet rund um Ostern 2014 steht Thielemann in der Staatsoper schon für "Lohengrin" unter Vertrag. "Osterfestspiel-Intendant Peter Alward und Thielemanns Rechtsanwalt sprachen in dieser Woche … in der Staatsoper vor. Das Haus gibt Thielemann nur frei, wenn er Ersatztermine zusagt – unter anderem war von einer "Rosenkavalier"-Serie die Rede." So steht es in der "News"-Ausgabe von vorigem Donnerstag.

Zwei Wochen zuvor war, wiederum in "News", Bundestheater-Holdingchef Georg Springer mit schwerem Geschütz gegen Salzburg aufgefahren. In einem Interview drohte er mit dem Abbruch der Beziehungen von Burg und Staatsoper zu den Festspielen - jenen im Sommer, wohlgemerkt! -, sollten die Osterfestspiele Thielemann aus dem unterschriebenen "Lohengrin"-Vertrag abzuwerben versuchen. Dabei hat Springer doch glatt übersehen, dass die Salzburger Festspiele (in deren Kuratorium er sitzt) mit den Osterfestspielen nicht wirklich etwas zu tun haben. Außer dass man dieselbe Spielstätte nutzt und sich in den vergangenen Jahren ein paar Gauner, für die nach wie vor, aber immer weniger die Unschuldsvermutung gilt, da wie dort bedient haben.  Aber woher sollte ein Wiener Kultur-Funktionär solche organisatorischen Fein-Mechanismen kennen?

Unter dem Strich kursiert sonst, außer Gerüchten, noch nichts wirklich Greifbares. "Wie gesagt, am Mittwoch weiß die Welt mehr", schreiben die SN heute, Montag (6.6.) am Ende des wortreich Gesagten mit etwas resignierendem Unterton. Und in der Freitag-Ausgabe wurde forsch Osterfestspiel-Intendant Peter Alward zitiert: „Ich bin nicht der Typ, der etwas sagt, wenn es noch nichts zu sagen gibt.“ Mein Name ist (Oster-)Hase, ich weiß von nichts.

 

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