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Ein Netzwerker in voller Aktion

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

26/05/11 Es sei, sagt Reinhold Tritscher, absolut nicht sinnvoll, eine siebente oder achte Spielstätte in Salzburg mit austauschbarem Programm zu etablieren. Aus dem Odeion, dem Tritscher seit genau einem Jahr vorsteht, wird zusehends – von der Öffentlichkeit bei weitem nicht so stark wahrgenommen, wie die Sache wert wäre – ein Ort des Netzwerkens, der kulturell/sozialen Verknüpfung. Hier gelte es, so Reinhold Tritscher in einem Pressegespräch am Donnerstag (26.5.), „Formate zu entwickeln, die Sinn machen in der Stadt mit der größten Veranstaltungsdichte in Österreich“.

Nun ist Tritscher also für weitere fünf Jahre als künstlerischer Leiter des Odeion, dem an die Waldorfschule angeschlossenen Veranstaltungssaal, bestellt. Was er für das nächste Jahr vorhat, lässt aufhorchen. Da ist beispielsweise ein Jugendprojekt mit dem Titel „Patchwork“: Fünf Schulen sollen je einen Akt von Shakespeares „Romeo und Julia“ erarbeiten – fünf Hauptdarsteller-Paare also, fünf unterschiedliche Zugangsweisen. „Es könnte eines der größten Schulprojekte im Bundesland werden“, schwärmt Tritscher. Er verweist auf die langfristige Arbeit mit den Jugendlichen, auf die Nachhaltigkeit.

Die Vokalmusikreihe „Es stimmt“ wird junge, aufstrebende Chöre und Ensembles vor Ort bündeln, und ähnliches hat man mit der Reihe „Funkin Odeion“ vor: Junge Salzburger Bands sollen monatlich einmal eine Auftrittsmöglichkeit bekommen. Die Rudolf-Steiner-Schule, deren Veranstaltungssaal das Odeion ja eigentlich ist, gehört mit seinen vielfältigen Theaterprojekten dazu. Auch da verweist Tritscher auf die Langzeitwirkung.

Der Schnittpunkt zwischen Kunst und Sozialem ist Tritscher natürlich auch als Odeion-Leiter ein Herzensanliegen. So wird das Theater Ecce hier im kommenden Herbst einen integrativen Theaterworkshop beginnen und der Schlagzeuger Gerald Endstrasser ist für ein integratives Bandprojekt an Bord. Eine „Salzburger Jazzgala“ soll keineswegs den Großveranstaltungen im Herbst oder das Jahr über dem Jazzit Konkurrenz machen. Auch in dem Bereich schwebt Reinhold Tritscher, diesem unermüdlichen Netzwerker, vor, dass er Leute zusammenbringt. Aus einem Pool von rund dreißig in Salzburg ansässigen, eher anderswo tätigen Jazzmusikern will er schöpfen und sie zu eigenständigen Projekten anregen.

Klar, dass circensische Projekte (etwa mit dem Jugendzirkus SoWaSi) und dergleichen auch Platz finden werden. Ein „Design und Möbelbaushop“ für den Außenbereich zwischen Veranstaltungszentrum und Rudolf-Steiner-Schule ist eine originelle Idee.

Das Geld? Da muss man sich durchaus ein wenig Sorgen machen: Der Veranstaltungssaal ist ja aus dem Vermögen der Familie Porsche finanziert worden. Daniell Porsche hat nun angekündigt, er werde sich im Dezember als Geschäftsführer zurückziehen. Nicht ganz so schnell als Finanzier: Für fünf Jahre will man die nötigen Betriebskosten – rund 250.000 Euro pro Jahr sind nötig – noch beisteuern. Danach wird wohl auch die öffentliche Hand nicht um Förderung herumkommen. Immerhin: Wenn die Vernetzung, die Jugendarbeit und die Integration dem Ort jenes Profil geben, das Reinhold Tritscher vorschwebt, sollte es als Angelegenheit öffentlichen Interesses außer Streit sein. Hoffentlich läuft es so.

Was das Engagement privater Sponsoren und Spender anlangt, weiß Daniell Porsche jedenfalls: „Es ist nicht immer gut, diesen prominenten Namen zu tragen.“ Insofern vielleicht gar keine so schlechte Idee, sich zurückzuziehen. Auch wenn der Vorwurf der Kindesweglegung nicht auf sich warten lassen wird.

Zur Vorschau auf das Odeion-Programm 2011/12 {ln:Ein „Gartenlaubenfest“ zu Schulschluss}

 

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