Roma locuta, causa finita?
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
13/12/24 So leicht ist es wohl doch nicht, wenn das Festspielkuratorium in päpstlicher Manier darauf pocht, dass die vergangenen Festspiele eh so erfolgreich waren und man sich gar nichts besseres wünschen könne als die derzeitige Leitung. Die Diskussionen werden wohl weitergehen, auch wenn nicht mehr die Causa Marina Davydova im Mittelpunkt steht.
Egal, ob man nun eher Verständnis für Davydova oder eher für die Festspielleitung aufbringt: Von der Öffentlichkeitswirkung her war die Angelegenheit desaströs. Dass jetzt Leute wie Michael Sturminger, der vor einem Jahr mitsamt seiner gesamten Jedermann-Inszenierung geschasste Theatermann, ihre Stunde gekommen sehen und in alle Richtungen wenig Hinterhäuser-freundliche Interviews geben – wen wundert's?
Was nun allenthalben hochkommt, sind wohl auch Folgen einer schon sehr, sehr langen Intendanten-Zeit. Markus Hinterhäuser hat unschätzbare Verdienste um die Festspiele. Das fing an mit dem legendären Zeitfluss in der Mortier-Ära und ging über in die sehr gut überlegten, ja oft faszinierenden inhaltlichen Querschnitt-Programme seiner Zeit erst als Konzertchef und dann als Intendant. Dass diese Programme nun doch immer gleich oder zumindest ähnlich gestrickt sind, fällt freilich nicht nur nahen Festspiel-Beobachtern auf. Erstaunlicherweise aber gar nicht jenen, die über eine weitere Vertragsverlängerung zu entscheiden hatten.
Es scheint doch ein leises Unwohlsein, ja Unmut hochzukochen, unter Mitarbeitern und auch Weggefährten. Das Schauspiel ist nur eine Baustelle. Manche scheint die Perspektive, Markus Hinterhäuser bis zumindest 2029 festgeklebt zu wissen auf dem Intendanten-Thron, zu schrecken. Das Haupt-Argument „Kontinuität angesichts der Bautätigkeiten im Festspielbezirk“ bei Hinterhäusers jüngster Vertragsverlängerung hat wohl viele nicht wirklich überzeugt. Es spricht alleweil etwas dafür, Amtszeiten für Intendanten nicht in Ewigkeits-Dimensionen festzuschreiben.
Und zu den Jedermann- und Davydova-Querelen: In beiden Fällen hätte man sich eine ur-diplomatische Moderatorin wie die Ex-Präsidentin herbeigesehnt. Vielleicht wäre die Straßenbenennung nach Helga Rabl-Stadler ja doch gar keine so schlechte Idee. Dass sie ungefragt von der FPÖ kam, war ein Schönheitsfehler.