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Gefiederte Unfreunde

IM WORTLAUT

01/03/24 Es ist in Zukunft nicht so gut, in Salzburg Vogel zu sein. Auch nicht geschützter Vogel. Die neue Vogelabschussplanverordnung soll den Abschuss von 3625 Rabenkrähen, 560 Elstern, 1185 Eichelhähern, 97 Graureihern und 114 Komoranen ermöglichen. – Die Salzburger Autorin Petra Nagenkögel hat das zu einem Offenen Brief an die kurioserweise nicht nur für Natur- und Tierschutz, sondern auch für Jägerei zuständige LhStv. Marlene Svazek veranlasst.

Sehr verehrte Frau Svazek,

gerne möchte ich Ihnen – entgegen all der ungerechten Anfeindungen, die Ihnen und Ihrer Partei so heftig entgegengebracht werden – meinen Respekt für die geplante Vogel-Abschussverordnung aussprechen. Wie Sie sich trotz der Vielzahl Ihrer Aufgabenfelder auf das Wesentliche konzentrieren, beweist für mich ein Bewusstsein um Prioritäten. Und dass Sie sich um die von Vögeln bedrohte Ernährungssicherheit der Salzburger Bürger*innen sorgen, zeugt in meinen Augen von Umsicht, Zukunftsgewandtheit, humaner Gesinnung, umfassendem Amtsverständnis und Nächstenliebe.

Kurz: Ihre geplante Vogel-Abschussverordnung ist ein richtiger Coup. Ich bin ja (möglicherweise wie Sie?) der Ansicht, dass es immer noch viel zu viel ungezähmte Natur gibt. Nur versiegelte Natur ist eine gute Natur, nur erschossene Tiere sind gute Tiere.

Im Raum der EU hat sich die Zahl von (Brut-)Vögeln in den letzten vier Jahrzehnten um lächerliche 600 Millionen reduziert. Ich danke allen, die das Vogelsterben aktiv weiter befördern und sich dabei nicht von EU-Verordnungen oder kleinlichen Arterhaltungsprogrammen beirren lassen. Vögel gehören für vogelfrei erklärt!

Dennoch fürchte ich ein wenig, dass Vogelfreund*innen und sonstige verschrobene Zeitgenoss*innen Ihnen nicht danken werden. Dass es Menschen geben wird, die die Richtigkeit Ihrer Argumentationen bezweifeln und Fakten und Artenschutzkonventionen dagegenhalten werden. Es wird ja schon gemunkelt, dass die Grundlagen Ihrer Berechnungen nicht korrekt seien. Sehr böswillige Menschen könnten sogar annehmen, dass Sie das Gaudium der Jäger*innenschaft zur obersten Maxime Ihres politischen Handelns erklärt hätten! 

Deshalb mein Vorschlag: Wäre es nicht gut, vor dem Abschuss der Vögel deren Aufenthaltsstatus zu prüfen? Vielleicht hat das eine oder andere Vögelchen ja doch ein Anrecht darauf, hier zu sein, ein Anrecht auf Leben? Und im Falle eines illegalen Aufenthalts der Vögel: Wäre es nicht möglich, sie in ein sicheres Dritt-Bundesland abzuschieben? Oder wenigstens zu überlegen, ob man ihnen nicht eine Bezugskarte ausstellen könnte? Ein kleines Fischlein oder ein kleines Samenkörnchen pro Tag ... und irgendwann verhungern sie dann schon...

Das fragt, höflich grüßend,

Petra Nagenkögel 

Die Schriftstellerin Petra Nagenkögel ist seit 1996 Geschäftsführerin des Literaturvereins prolit im Literaturhaus Salzburg. Im Otto Müller Verlag ist ihr Buch Anagramme. da die bäume, die sprache, ein schlaf erschienen, bei Jung und Jung Dort. Geographie der Unruhe
Bild: Jung und Jung

 

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