Palmström. Oder Literaturfest goes Open Mind
KOMMENTAR
Von Heidemarie Klabacher
20/04/21 „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“ Goethe ist zwar ein alter weißer Mann, aber erstens schon lange tot und zweitens sicher nicht geimpft. Er sollte also zitiert werden dürfen. – Tatsächlich drängt sich nach der digitalen Programm-Präsentation zum Literaturfest Salzburg so einiges an Zitaten auf.
In der Zeitung lese ich
ein junges Männerduo
habe die Leitung
des Literaturfestes übernommen
weil auch die Autoren
jünger würden
leider kann ich
an mir selbst
noch keine Verjüngung
entdecken.
Das schreibt Peter Reutterer in seinem Band Langsame Einkehr im Text Progressiv. Wann bringen es vergleichsweise junge Leiter eines Literaturfests schon in ein Gedicht?
Das Goethe-Zitat oben ist recht bekannt, bei Belesenen wie Unbelesenen, aber es passt zu dem geradezu kunterbunten Programm des 13. Literaturfests wie die Faust auf's Aug. Es wird auch gelesen werden zwischen 23. und 26. Mai. Es wird ein Roman „performt“, das kann spannend werden. Musik hat es beim Literaturfest immer schon gegeben. Ein Festival mit dem diskursiven Schwerpunkt Macht und Mitgefühl hätte man freilich eher in der Ulrike-Gschwandtner-Straße 5 gesucht. Aber die ARGEkultur ist eh einer der Kooperationspartner und Josef Kirchner kennt man ja auch aus seiner dortigen Tätigkeit.
Es gibt nichts zu mosern und zu mäkeln. Öffnung ist gut. Cross over ist meist eher gut. Bewundernswert ist die Seelenruhe, mit der Veranstalter planten, absagten, neu planten – und nun in digitalen und analogen Fassungen gleichzeitig ihre Festivals neu zur Diskussion stellen. Ines Schütz und Manfred Mittermayer von den Rauriser Literaturtagen gehörten jüngst dazu. Aktuell dazu gehören Josef Kirchner und Robert Prosser. Die neuen Leiter des Literaturfests Salzburg, deren erstes Festival vorigen Mai gleich einmal der Pandemie zum Oper gefallen ist, die mit einer herbstlichen Spezialausgabe immerhin einen Teil des geplanten Programms umsetzten – und heute Dienstag (20.4.) ein Literaturfest präsentierten, das sich dramaturgisch radikal von den zwölf voran gegangenen Festivals absetzt. Gut so.
Es gibt aber Christian Morgenstern und Palmström. Und jener steht, wir wissen es alle, auch einmal an einem Teiche, und „entfaltet groß ein rotes Taschentuch“: „Auf dem Tuch ist eine Eiche dargestellt, sowie ein Mensch mit einem Buch“. Und das ist es, was uns nicht aus dem Kopf gehen will. Literatur kann auch ganz einfach das sein. Ein Mensch mit einem Buch.
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