Bannbulle
STICH-WORT
08/09/11 Pikantes und Schwerwiegendes aus dem Vatikanischen Geheimarchiv wird eine Ausstellung ab Februar nächsten Jahres in Rom zeigen. - Hintergründig-Verborgenes über Luther, Galilei, Mozart.
Die Bannbulle mit der Exkommunikation des Reformators Martin Luther (1483-1546) im Original zu sehen, wird gewiss die protestantischen Kirchen besonders freuen. Das Dokument vom 3. Jänner 1521 beginnt mit den wenig optimistisch stimmenden Worten "Decet Romanum Pontificem".
Auch die Anglikaner werden in der Schau in den Kapitolinischen Museen in Rom ein über Jahrhunderte unter Verschluss gehaltenes Original bewundern können: einen Brief englischer Parlamentsmitglieder an Papst Clemens VII. mit der Bitte um die Annullierung der Ehe von Heinrich VIII. und Katharina von Aragon. Hat freilich alles nichts geholfen, Heinrich VIII. hat letztlich seine eigene Kirche gründen müssen. In Rom hat man derzeit die Arme weit offen, um Bischöfe, Geistliche und andere Mitglieder der anglikanischen Kirche, die weder mit Bischöfinnen noch mit schwulen Priestern glücklich sind, aufzunehmen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Hundert Dokumente aus dem Vatikanischen Geheimarchiv werden in der Schau "Lux in Arcana" also nächstes Jahr gezeigt. Angeblich auch ein Dokument über Wolfgang Amadeus Mozart. Der ist in Rom aber höchstens dadurch unliebsam aufgefallen, dass er das „Miserere“ von Allegri, das immer in den Kartagen in der Sixtinischen Kapelle aufgeführt wurde, aus dem Gedächtnis niedergeschrieben hat. Die Päpste waren ganz eigen, was diese Komposition betrifft. Sie wollten die Musik ganz für sich haben und haben deshalb die Noten partout nicht herausgerückt.
Anlass für die Schau ist der 400. Jahrestag der Gründung des päpstlichen Privatarchivs durch Paul V. (1605-1621). Hundert Dokumente mag nicht viel sein angesichts der Regale von 85 Kilometer Gesamtlänge im Vatikanischen Geheimarchiv. Aber es werden prominente Dinge gezeigt, etwa Akten aus dem Prozess gegen Galileo Galilei. Und auch zeitgeschichtlich Brisantes, zum Beispiel einige bisher der Forschung nicht zugängliche Dokumente aus dem Pontifikat Pius XII. (1939-1958) wie Fotografien und Tagebücher. (KAP/dpk-krie)