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Noten statt Rosen

STICH-WORT

13/02/23 „Schenkt man sich Rosen in Tirol“, fällt uns spontan ein in Sachen Blumengeschenke, die am 14. Februar, also morgen Dienstag sehr gefragt sind. Als Carl Zeller die 1891 uraufgeführte Operette Der Vogelhändler geschrieben hat, hatte er gewiss nicht den Valentinstag im Sinn. 

Von Reinhard Kriechbaum

Der angelsächsische Brauch war ihm vermutlich unbekannt. Und im Glashaus gezogene Rosen gab's in Tirol auch noch nicht. Wir sollten eher, um im Reich der altmodischen Operette zu bleiben, singen: „Komm mit nach Varazdin, solange noch die Rosen blüh'n.“ Aber das haut auch nicht hin mit dem Valentinstag. Für blühende Rosen ist's im Norden von Kroatien im Februar auch noch entschieden zu kalt. Fehlanzeige auch in Sachen Rose von Stambul. In der Operette von Leo Fall singt ein nach Liebe hungriger Jungtürke namens Achmed Bey im Walzertakt: „O Rose von Stambul, nur du allein, sollst meine Scherezade sein.“ Die kriegt er auch nicht beim Floristen des Vertrauens.

Uns irritiert an der Valentins-Blumenschenkerei die Jahreszeit. Wie ist das denn mit dem ökologischen Fußabdruck? Vielleicht sollten sich Klimaschützer an Glashäusern festkleben. Also besser die berühmteste Blüte aus dem Reich der Oper? Das symbolträchtige Gewächs aus dem Rosenkavalier ist aus Silber. Eine solche Rosen-Versilberung braucht wohl auch einen gewissen Aufwand an Energiezufuhr. Die Öko-Bilanz pro Blüte dürfte da gar noch verheerender sein als bei der Glashaus-Aufzucht. Aber das wagen wir, eher mit Noten vertraut als mit Metallurgie, nicht wirklich zu beurteilen.

A propos Noten: Im aktuellen Newsletter der Philharmonie Salzburg wird eine nette Rabatt-Akltion vom Valentinstag beworben (minus 14 Prozent fürs nächste Konzert), und dazu erzählt man eine hübsche Geschichte aus dem amourösen Leben von Gustav Mahler. Dessen Freund, der Dirigent Willem Mengelberg, hat in seine Partitur der Fünften Symphonie, geschrieben: „Dieses Adagietto war eine Liebeserklärung an Alma! Statt eines Briefes sandte er ihr dieses im Manuskript: weiter kein Wort dazu. Sie hat es verstanden und schrieb ihm, er solle kommen!!! Beide haben mir dies erzählt. WM".

Dieser langsame Satz, elf Minuten glutvolle Musik für Streicher und Harfe, hat also voll ins Herz der Adressatin getroffen. Ein Notenblatt hat den unschätzbaren Vorteil, dass es nicht verwelkt. Es setzt halt eine Empfängerin voraus, die mit Musik was anfangen kann und Noten zu dechiffrieren versteht. Als solche hat man sein ganzes Leben was davon. Wenn das kein Plädoyer für einen soliden Musikunterricht ist?

Elisabeth Fuchs und die Philharmonie Salzburg haben Mahlers Fünfte mit dem berühmten Adagietto 2019 einstudiert und damals auch auf CD aufgenommen. Im Vorjahr führte man die Zweite auf. Demnächst – am 1. und 2. März – kommt die Erste Symphonie dran. „Mahlers Musik ist so intensiv, das liebe ich“, sagt Elisabeth Fuchs. „In seinen Werken spiegelt sich die gesamte Bandbreite der menschlichen Emotionen wider."

Das Adagietto aus der Fünften ist übrigens auch Luchino Visconti in den Sinn gekommen, als er nach starker Musik für seine Verfilmung von Thomas Manns Tod in Venedig suchte. Aber diese Assoziation – laut Thomas Mann die „Tragödie einer Entwürdigung“ – passt so gar nicht zu den blumigen Valentins-Gedanken hier.

VALENTIN23 ist der Rabattcode, wenn man sich Karten für die Konzerte der Philharmonie Salzburg am 1. und 2. März im Mozarteum sichert – www.philharmoniesalzburg.at
Bilder: dpk-krie (3); Pierpont Morgan Library, New York & New York Public Library at Lincoln Center / www.omifacsimiles.com (1)

 

 

 

 

 

 

 

 

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