Stadt der Liebe
STICH-WORT
13/06/19 Krampf und Kampf soll es auch in der Liebe geben. Daher ist es logisch, wenn das Anliegen des neuesten Festivals Stadt der Liebe auch ein wenig krampfig klingt - nach Beitrag zu Dauer-Event. Aber Make love, not war ist seit den den Sechzigern ein gutes Schlagwort. Liebe deine Feinde, hat Jesus empfohlen. Versöhnung wäre denkbar mit den Touristen auf den Radwegen. Lieben werden wir sie wohl erst nach dem Festival.
Von Heidemarie Klabacher
„Erstmals in Österreich feiert eine Stadt die Liebe“, meldet stolz das InfoZ der Stadt Salzburg. Jemand hat dort Musik-Geschmack, denn Patti Smiths' Song Because the night belongs to lovers ist, so heißt es, der „Ideengeber für das neue Festival“ gewesen: Von heute Donnerstag (13.6.) bis Sonntag (16.6.) sind „neben der Kulturszene auch Geschäfte und Lokale eingeladen“, künstlerische Beiträge zum Thema beizusteuern.
Genau! Mehr Buchhalter und Einkaufs-Verantwortliche und Personalchefinnen in die Kultur! Damit noch nicht genug: „Auch städtische Einrichtungen – vom Jugend- und Frauenbüro bis zu den Seniorenheimen – und private Initiativen werden mit an Bord sein.“ Der Anspruch ist hoch, denn „geplant ist ein Event mit künstlerischem und sozialem Anspruch“. Wie hoch dieser ist, zeigt sich allein darin, dass die Pressemeldung zum Festival immerhin am Tag seines Beginns schon um 9.05 Uhr morgens in den redaktionen eingetrudelt ist. Man soll sowas aber auch wirklich nicht mit der Stoppuhr und dem Hundertjährigen Kalender im Hinterkopf planen, „denn Liebe ist ein zeitloses Thema“, ja ein zeitloses und verbindendes Thema, das Menschen aller Altersgruppen und Herkunft zusammenbringt“. Und die anderen wissen es schon länger: „Als wir zu Beginn des Jahres das Konzept Stadt der Liebe den Vertreter*innen der Salzburger Kulturhäuser und -initiativen vorstellten, waren wir vom großen Interesse überrascht. Schon beim ersten Mal machen zahlreiche und namhafte Salzburger Kulturbetriebe mit. Sie bieten Klassisches, Avantgardistisches, Philosophisches, Satirisches und Unkonventionelles zum Thema Liebe“, so die Verantwortlichen im Booklet.
Liebe ist eine Macht, eine Himmelsmacht, die auch Unmögliches möglich macht – nämlich in Salzburg den Verkehr, aber den Straßenverkehr, einstellt: „Bei einem bunten Fest am Samstag 15. Juni wird der Liebe gehuldigt“, schreibt Anja Hagenauer, Stadträtin für Soziales und Zusammenleben, im Programm-Booklett: „Die Franz-Josef-Straße wird zum Boulevard der Liebe mit Bühne für Musiker, Tänzer, Schauspieler. Eine festlich geschmückte Tafel entlang der Straße dient dem Genuss köstlicher Angebote der Andräviertel-Gastronomen. Lassen Sie sich das nicht entgehen, erstmals ist die Franz-Josef-Straße Romantikern und Liebenden vorbehalten. Kein Autoverkehr zwischen 12 und 22 Uhr.“
Profund ist die Nachhilfe der Beamtinnen des Frauenbüros der Stadt, geradezu eine Schule der Liebe, die genau zu wissen scheinen, was Mann und Weib und Weib und Mann umtreibt: „Was uns alle eint, ist die Sehnsucht nach der ewigen Liebe. Zu Mann und Frau, zu den Eltern, zu Freunden, zum Beruf, den man liebevoll erfüllen kann.“
Eröffnet wird, wie gesagt, schon heute Donnerstag (13..6) um 19 Uhr in der academy Bar Franz-Josef-Straße 4 mit einer Ausstellung „einschlägiger Bilder“, zeitlich aber auch gibt es im Musikum ein jugendfreies Konzert mit Summer Jam Lovesongs. Theater, Museen, Galerien der Stadt sind ebenso im Liebestaummel wie Literaturhaus oder Radiofabrik. Leicht hat es die Stiftung Mozarteum, die haben viele Atouts im Ärmel, darunter Mozarts erotischste Briefe. Und seine Kanons sind ja auch nicht ohne...