Stille Nacht im Europark
STICH-WORT
30/11/18 Wenn die Nacht theoretisch still und der Trubel im Einkaufszentrum praktisch unsäglich ist, dann braucht's gar viele Worte, um das eine im anderen plausibel zu machen, sprich: die Stille Nacht im Europark. Unbedarfte Menschen könnten da ja die sprichwörtliche Faust aufs Aug argwöhnen.
Von Reinhard Kriechbaum
Nicht die Spur von Marketing mit Brachialgewalt, versteht sich! In einem Pressegespräch sind am Freitag zwei Europark-Manager (Christoph Andexlinger und Manuel Mayer) sowie der Direktor des Salzburg Museums Martin Hochleitner angetreten, um kritische Geister genau vom Gegenteil zu überzeugen. Die Motivation für den Museumsdirektor: „Wir wollen die Menschen erreichen“, nicht von ungefähr lege das Salzburg Museum viel Energie in Barrierefreiheit und man habe sogar die „Marktführerschaft“ in Sachen leichte Sprache. Da haben als zwei Marktführer zueinander gefunden. Im Europark-Erdgeschoß (am Oval-Ende) ist eine Box eingerichtet. „Sie hören selbstverständlich Stille Nacht nicht“, so Martin Hochleitner im Brustton der Überzeugung. An zwei Wänden Kunststoff-Schallisolierung in Eierkarton-Design, so dass man wenigstens sieht, dass alles Laute ausgesperrt bleiben soll. Das funktioniert natürlich nicht annähernd, aber man spürt die gute Absicht. Und wir dürfen hoffen, dass bei der demnächst einsetzenden flächendeckenden akustischen Weihnachts-Berieselung das Jubiläums-Lied ausgeklammert bleibt. So viel Gespür ist zu erwarten.
Nur zwei Ausstellungsstücke sieht man in der Box: das Faksimile der Mohr-Handschrift und – dies sogar ein Original – die Gitarre des Gruber-Sohns. Draußen ein Bildschirm mit Aufnahmen der gerade laufenden Landesausstellung, und Stapel von Werbematerial dafür. Man versteht sich im Europark logischerweise das PR- Handwerk, und das soll nicht zum Schaden des Museums und seiner „Stille Nacht“-Ausstellung sein. Draußen steht noch eine Vitrine und ein Tisch mit Kindermaterial, denn vor allem auf Vermittlung, aufs Basteln von Origami-Friedenstauben und Laternen will man in den nächsten Wochen setzen. Die Museumspädagoginnen des Museums machen hier bis zum Heiligen Abend die gesamte Öffnungszeit hindurch Dienst. „Die Ausstellung ist der eine Teil – aber das kompetente Vermittlungspersonal ist schon etwas Besonderes“, so Center-Manager Manuel Mayer.
Von einer „Außenstelle“ der Ausstellung im Salzburg Museum zu sprechen, erscheint trotzdem etwas euphemisch. Aber wenn Menschen so auf die Landesausstellung aufmerksam gemacht werden, soll's gut sein. Schließlich erwarte man – so Europark-Geschäftsführer Christoph Andexlinger – im Advent „eine siebenstellige Zahl“ an Besuchern. Jedenfalls über eine Million. Da sollten welche auch den Weg in die Innenstadt, in die Neue Residenz finden.