Bella Musica
STICH-WORT
31/08/17 Als frisch gebackene „Junge Botschafter der Europäischen Mozart Wege“ sind sie im Moment gerade in Italien unterwegs: jene jungen Leute, die unter dem Namen „Bella Musica – Orchestra Giovanile Europea“ ein Kammerorchester bilden.
Von Reinhard Kriechbaum
Die Konzertreise hat in Rom begonnen, und die jungen Leute sind am vergangenen Sonntag (27.8.) sogar im Vatikan aufgetreten: Sie haben die Sonntagsmesse des Kapitels von St. Peter gestaltet. Übrigens nicht auf ihren Instrumenten spielend, sondern singend. Das tun sie nämlich auch.
Das Orchester „Bella Musica“ hat eine eigenwillige Entstehungsgeschichte: 2011 hat es an der Salzburger Rudolf-Steiner-Schule begonnen, und seit 2014 bestand eine Kooperation mit der Abteilung für für Musikpädagogik der Universität Mozarteum. Da konnten angehende Musiklehrerinnen und -lehrer, die ja auch lernen müssen, Ensembles zu leiten, mit „Bella Musica“ erste Dirigier-Erfahrungen sammeln. „2016 wurde Bella Musica schließlich ins Pre-College der Universität Mozarteum übernommen“, erklärt Stefan David Hummel, der die Gesamtleitung über das Ensemble hat. Kai Röhrig ist als Dirigent für das Jugendorchester verantwortlich, Dominik Šedivý fürs Chorische.
Derzeit sind Studierende der Universität Mozarteum Salzburg, der Hochschule für Musik Würzburg und der Scuola di Musica di Fiesole (einer Privatuniversität) im Orchester. „Künftig sollen auch Pre-College Studierende anderer europäischer Musikhochschulen an diesem Projekt teilnehmen“, so Stefan David Hummel.
Warum gerade Salzburg, Würzburg und Fiesole (ein Städtchen nahe Florenz)? Man ist mit dieser Auswahl auf den Spuren auch von Großherzog Ferdinand III. von Toscana unterwegs, der nach seiner Regentschaft in Florenz auch als Kurfürst von Salzburg und Großherzog von Würzburg regierte, bevor er in seinem letzten Lebensjahrzehnt wieder regierender Weise ins schöne Florenz übersiedelte. Die Turbulenzen der napoleonischen Kriege machten solche Ortswechsel notwendig.
Als Mozart seine Reisen unternahm, ging es in Europa noch entschieden friedlicher zu. Ein Reisepass war damals als Dokument ja noch nicht erfunden, man hätte ihn nicht nur in der zersprargelten deutschen Kleinstaaterei andauernd vorzeigen müssen. Da sind die jungen Leute als „Junge Botschafter der Europäischen Mozart Wege“ ähnlich gut dran: Wenn sie sich entlang der Mozart'schen Reiserouten konzertierend auf den weg machen, sind sie eigentlich ausschließlich im Schengen-Raum unterwegs. Bis auf den kleinen Abstecher nach London würde Mozart heutzutage sogar mit dem Euro als Währung auskommen.
A propos Geld. Hans Ernst Weidinger, Kulturhistoriker und Unternehmer (Gruppe Hollitzer) ist Hauptförderer von „Bella Musica“. Mit zwei von ihm gegründeten wissenschaftlich-künstlerischen Institutionen, dem „Don Juan Archiv Wien“ und „Stvdivm fæsvlanvm“, hat er die Universität Mozarteum bereits bei eitlichen Musiktheater-Projekten unterstützt. „Stvdivm fæsvlanvm“ hat wesentlichen Anteil an Konzept und Organisation des Jugendorchesters.
Das 2006 auf Salzburger Initiative hin gegründete Kulturnetzwerk „Europäische Mozart Wege“ verbindet von Mozart besuchte Orte in zehn europäischen Ländern und hat vom Europarat den Titel „Major Cultural Route“ als Teil des Kulturroutenprogramms verliehen bekommen. Die einzige Kulturroute auf der Fährte eines Komponisten übrigens. Gedacht waren die Mozart-Wege eher als touristische Marke (was nie recht geklappt hat), jetzt setzt man – wesentlich sinnvoller – auf jugendmusikalische Förderung. Auch wissenschaftliche Unternehmungen werden länderübergreifend unterstützt.
Seit 2014 werden Jugendensembles und -chöre zu „Jungen Botschaftern der Europäischen Mozart Wege“ ernannt. „Bella Musica“ ist das erste Orchester, den diese Ehre zuteil wurde. In den vergangenen Tagen ist es in Rom und Assisi, vor allem in Kirchen, aufgetreten. Die Konzertreise geht am Freitag (1.9.) mit einem Konzert in Venedig, im Conservatorio Benedetto Marcello, zu Ende.