Landesapotheke
STICH-WORT
05/07/17 Apotheken neigen sehr zum Retro-Charme. Man denke an den Narwal-Zahn in jener auf dem Alten Markt. Die Zeiten sind aber nicht nur dort vorbei, wo man von irgendwelchen obskuren Naturstoffen ein paar Späne abgehobelt hat und ganz fest an die Heilkräfte glaubte.
Eine andere, die auch nicht wenig traditionsreiche Landesapotheke am Standort Uniklinikum Salzburg LKH, hat ihre altertümliches Outfit in den vergangenen drei Monaten sich selbst ausgetrieben. In Teilen jedenfalls.
Über hundert Jahre lang war das „Gesicht“ der Öffentlichen Apotheke unverändert geblieben. Nun schien es also angebracht, den Verkaufsraum, den täglich bis zu vierhundert Kunden betreten, auf- beziehungsweise umzumöbeln. Das alte Holz-Inventar wurde dem Salzburg Museum überlassen, wo sie nun aufbewahrt und restauriert werden. Das unter Denkmalschutz stehende Gewölbe, der gusseiserne Empire-Ofen und der Terrazzoboden im Verkaufsraum zeugen aber weiterhin von der langen Geschichte der Landesapotheke in der Stadt Salzburg. Die Fotos auf dieser Seite stammen aus dem Jahr 1935 und heuer, unmittelbar vor dem Umbau.
Die LKA selbst sind natürlich kein Denkmalschutzbetrieb und verweisen auf ganz andere Dinge: Nach der Sanierung und Modernisierung der Arzneimittellogistik, der Arzneimittelproduktion und der Zentralen Zytostatikazubereitung in den vergangenen Jahren, war nun die Umgestaltung der Öffentlichen Apotheke die letzte Renovierungsetappe. „Der neue 'Star' der Öffentlichen Apotheke, ist ein Medikamentenroboter, der mit 15.000 Packungen bestückt werden kann“, heißt es in einer Presseaussendung heute Mittwoch (5.7.). Wo sind die Zeiten, da die sachkundigen Damen und Herren hinter dem Verkaufstisch aus Schubladen mit Messing-Beschlägen zielsicher die gewünschten Päckchen hervor zauberten. Nun zaubern handsame Förderbänder und Greifarme. „In dieses elektronisch gesteuerte Warenlager können bei Bedarf vollautomatisch bis zu 180 Packungen pro Stunde eingelagert werden. Der Transport der Medikamentenpackungen an den jeweiligen Abgabeplatz erfolgt dann vollautomatisch.“
Ein wenig Geschichte: Nach der Errichtung des St.-Johanns-Spitals von 1692 bis 1694 dauerte es noch 50 Jahre, bis eine eigene Apotheke hinzukam. Bis dahin wurde das Krankenhaus von den umliegenden Stadtapotheken beliefert. Laut Stiftungsbrief von 1753, der als verschollen gilt, hatte die Apotheke von Anfang an zwei Funktionen: Die einer „Öffentlichen Apotheke“ und einer „Anstaltsapotheke“. In Betrieb genommen wurde die „Spitalsapotheke“ 1754.
Das ist im Prinzip so geblieben. Gesundheits- und Spitalsreferent Christian Stöckl: „Die Landesapotheke ist die einzige Apotheke im Bundesland Salzburg, die zugleich eine öffentliche als auch eine Spitalsapotheke ist.“ Sie sei auch eine zentral gelegene und kompetente Anlaufstelle für Arztpraxen und Seniorenheime. Ein medizinischer Nahversorger eben.
Der Roboter hat im Ernstfall viel zu tun: Im Lager der Arzneimittellogistik befinden sich 58.000 Einzelpackungen, auch 12.000 verschiedene Infusionslösungen und im Kaltraum werden weitere 4.500 spezielle Arzneimittel verwahrt. In der zentrale Zytostatikaabteilung werden jährlich bis zu 30.000 verschiedene, individuell abgestimmte Therapien für Tumorpatienten hergestellt. Und Man rührt jedes Jahr mehr als 300.000 Injektions- und Infusionslösungen zusammen. (LKA/dpk-krie)