Salzburger Nockerl, Salzburger Unterhosen
STICH-WORT
04/0717 Man kann nicht sagen, dass die Kostümbildnerin der Produktion „Saison in Salzburg“ bei den diesjährigen Lehár-Festspielen früh dran ist mit ihrem Aufruf nach alten Klamotten. Premiere in Bad Ischl ist immerhin schon am 22. Juli, also in zweieinhalb Wochen.
Von Reinhard Kriechbaum
Wie dem auch sei: „Her mit den alten Unterhosen, Trachtenhüten und Co!“ heißt es in einer Presseaussendung. Zum Wieder-Erinnern: „Salzburger Nockerl“ – die ältere Generation hat die Melodie ebenso wie die Stimme von Peter Alexander im Ohr – ist nicht nur etwas Fluffiges zum Essen. So heißt auch das Gasthaus, in dem Fred Raymonds am Silvestertag des Jahres 1938 an den Städtischen Bühnen in Kiel uraufgeführte Operette „Saison in Salzburg“ spielt. Das Stück taucht (so sich überhaupt noch irgendwo jemand seiner erinnert) auch unter dem Titel „Salzburger Nockerl“ auf.
„Salzburger Nockerl“ ist übrigens nicht der einzige Hit in der Operette. Der Slowfox „Und die Musik spielt dazu“ galt unseren Großeltern nicht weniger als Schlager wie der Ländler „Wenn der Toni mit der Vroni und die Vroni mit dem Toni“. Wir glauben uns dunkel zu erinnern, dass die beiden einander an die Unterwäsche (und noch tiefer) wollen, was den gezielten Aufruf in der Presseaussendung erklärt. Worin sich typische Salzburger Unterhosen in der Zwischenkriegszeit von solchen unserer bundesdeutschen Freunde unterschieden haben – das werden wir hoffentlich spätestens bei der Premiere erfahren.
Drei Paare werden in dem Stück ordentlich durcheinander gerüttelt. Aber in Maria Plain – dort spielt der letzte Akt – kommt alles wieder in Ordnung. „Saison in Salzburg“ bedient zwar deutsche Tourismus-Klischees, aber die tiefe Verwurzelung im Katholizismus haben die Librettoschreiber ganz richtig erfasst. Mit neuzeitlichen Slips und Schlüpfern geht also logischerweise gar nichts.
Jedenfalls jetzt eilends ran an die alten Wäschekisten! Kostümbildnerin Alexandra Brandner: „Wir freuen uns über `Spenden´ für unsere Aufführung, die kostümtechnisch in den 1930er, 1940er, 1950er Jahren angesiedelt ist.“ Konkret werden gesucht: Alte Pumpunterhosen, alte Trachten (Lederhosen, Westen, Trachtenjacken), alte Unterröcke und Kleider. „Schön wäre es auch, wenn alte Hüte, Taschen, Brillen, Handschuhe und Hauben, sowie Leinenwäsche, Bettlaken und Nachtwäsche abgegeben werden“, hofft Alexandra Brandner, die wahre Schätze in vielen Kellern und Dachböden vermutet. Hoffentlich unterschätzt sie nicht die Gefräßigkeit Salzburger Motten. Zeitlich liegt man jedenfalls richtig, wenn man die Schätze des „Großpapa von Großmama“ durchwühlt: auch das eine Nummer aus „Saison in Salzburg“.