Dienstbare Geisterinnen
STICH-WORT
08/03/17 Eva hieß die junge Dame, die mich jüngst am Telefon so freundlich durch die Punkte eines virtuellen Menüs geführt hat („Wenn noch eine Frage offen ist, sagen Sie bitte 'Weiter'!“). Oder hieß sie Petra? Pauline gar? Nein, Pauline geht gar nicht. Rosemarie auch nicht.
Von Reinhard Kriechbaum
Eva klang echt sympathisch und hilfsbereit. Und das sag ich nicht nur, weil heute Mittwoch (8.3.) „Internationaler Frauentag“ ist. Wie ich denken offenbar auch viele andere. Künstliche Intelligenz (KI) sei meistens weiblich. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Purdue University Indianapolis. Apples Assistent „Siri“ ist nur ein Beispiel. Eingangs erwähnte Eva wacht bei GIS über die Anmeldung des Fernsehgeräts. Weiblich auch die Belegschaft des Hotels „Henn-na“ in Japan, das robotisches Personal führt.
„Ein Grund für die weiblichen Stimmen ist, dass diese Maschinen Tätigkeitsfelder ausführen, die früher üblicherweise mit Frauen assoziiert worden sind“, so amerikanische Durchblicker. „Die Akzeptanz künstlicher Intelligenz wird durch weibliche Stimmen gesteigert. Sie wirken auf den Großteil der Bevölkerung vermutlich weniger bedrohlich, angenehmer und sympathischer“, vermutet Maik Dahles von useful-IT. Dieses Phänomen sei in vielen Bereichen anzutreffen – „bei Vorzimmerdamen, Call Center Agents, Privatsekretärinnen“.
Karl F. McDorman von der Purdue University Indianapolis sieht die Sache so: Frauen hätten in manchen Positionen früher dominiert, jetzt würden Roboter als Haushaltshilfen, persönliche Assistenten und Guides in Museen eingesetzt. Des Weiteren seien diese Devices meistens von Männern entwickelt worden, die eine Frau präferieren. „Frauen sind für Männer attraktiv und Frauen können ebenfalls gut mit Frauen umgehen“, argumentiert McDorman.
Männliche KI-Stimmen hingegen könnten Dank Hollywood durchaus mit einem bedrohlichen Stigma belegt sein – angefangen bei HAL 9000 aus „2001: Odyssee im Weltraum“. Weibliche KIs werden laut Experten meist als freundliche und dienstbare Geister dargestellt. Frauen in unkomplizierter Robotik-Variante eben. Aber Ausnahmen bestätigen auch diese Regel, man denke an Terminatrix T-X aus „Terminator 3“.