Wanderungsgewinne
STICH-WORT
18/08/16 Einen ähnlichen Bevölkerungszuwachs wie zuletzt – plus 1,3 Prozent von Jahresbeginn 2015 bis 2016 – habe es zuletzt Anfang der 1990er Jahre aufgrund der Wanderungsgewinne aus dem ehemaligen Jugoslawien gegeben, meldet das Land Salzburg. Uns freut die Wortwahl: „Wanderungsgewinn“ klingt entschieden positiver als „Flüchtlingskrise“. So soll es sein.
„Waren bisher hauptsächlich innereuropäische Wanderungsströme für das Wachstum der ausländischen Bevölkerung verantwortlich, so ist 2015 erstmals die asiatische Bevölkerung stärker gewachsen“, heißt es bei der Landesstatistik. Falsch liegt, wer dahinter einen Boom von Klavierstudenten aus China und Korea am Mozarteum vermutete. Es geht natürlich um die Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan.
Nach der kürzlich veröffentlichten Statistik des Bevölkerungsstandes der Statistik Austria wohnten am 1. Jänner 2016 545.815 Menschen im Land Salzburg, das sind um 7.240 mehr als im Vorjahr. Das Bundesland liegt haargenau im Österreich-Trend, wo die Einwohnerzahl ebenfalls um exakt 1,3 Prozent auf 8.700.471 Menschen stieg. Die Bundeshauptstadt Wien wuchs 2015 mit 2,4 Prozent am stärksten, in Kärnten wurde mit 0,5 Prozent der schwächste Zuwachs registriert.
In der Stadt Salzburg sind mit Stichtag 1. Jänner 2016 150.938 Personen beheimatet, um 1,7 Prozent mehr als Anfang 2015. Auch der Flachgau legte um 1,6 Prozent auf 148.738 Einwohnerinnen und Einwohner zu. Dahinter folgen der Tennengau (+1,1 Prozent auf 59.568 Personen), der Pinzgau (+1,1 Prozent auf 86.445 Personen) und der Pongau (+0,9 Prozent auf 79.579 Personen). Aber auch der Lungau (+0,4 Prozent auf 20.547 Personen) konnte erstmals seit 1994 wieder ein nennenswertes Bevölkerungswachstum verbuchen.
97 Salzburger Gemeinden wurden 2015 größer. Die höchsten prozentuellen Anstiege wurden in Seeham (+5,6 Prozent) und Puch bei Hallein (+4,2 Prozent) registriert. Vor allem die stadtnahen „Schlaf-Gemeinden“ im Flachgau legen respektabel zu.
Wenn es Wanderungsgewinner gibt, wo sind dann die Wanderungsverlierer? Thomatal musste mit minus sechs Prozent den größten Bevölkerungsrückgang hinnehmen, nicht ganz so dramatisch ist es in Untertauern, Forstau und Muhr (minus 2 bis 2,7 Prozent). Über den Zusammenhang zwischen diesen Zahlen und den guten Hofer-Wahlergebnissen dort lohnte es sich nachzudenken.
Dass innerhalb der Salzburger Bevölkerung nur die Zahl der Ausländerinnen und Ausländer steigt (2015: plus 7.433 Personen), während die Zahl der Personen mit österreichischem Pass leicht rückläufig ist (2015: minus 193 Personen), ist schon seit 2007 der Fall. Die bei weitem stärkste Ausländer-Community sind die Deutschen (17.194 Personen), es folgen die Gruppen aus Bosnien-Herzegowina (11.344), Serbien (7.329), der Türkei (6.448), Kroatien (5.845) und Ungarn (4.383). Das Flüchtlingsthema jedenfalls wäre beileibe nicht so brennend, nähme man nur die statistischen Zahlen und nicht die negative Grundstuimmung oder die diffusen Ängste her. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)