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Ovationen für den 97 jährigen Herbert Blomstedt

FESTSPIELE / BLOMSTEDT / WIENER PHILHARMONIKER

29/07/24 Eine kleine Geste von schlanker Hand – und Chor und Orchester heben ab zu den Sternen... Das Festspielpublikum entbot Herbert Blomstedt Ovationen für Brahms und Mendelssohn.

Von Heidemarie Klabacher

Ein klein wenig zarter als noch beim letzten Mal. Beim Auftritt gemeinsam mit den Orchestermusikern – behutsam zum Pult geleitet vom ersten Geiger – fast ein wenig kleiner wirkend. Und mit dem ersten Zeichen zielbewusst und markant vorgebend, wohin das Ganze führen soll: Seine 97 Jahre „hört“ man Herbert Blomstedt nicht an.

Auf dem Programm standen am Sonntag (28.7.) Johannes Brahms' Schicksalslied für gemischten Chor und Orchester op. 54 und Felix Mendelssohns „Sinfonie-Kantate“ Lobgesang op. 52 für Soli, gemischten Chor und Orchester. Allein mit dem Orchestervorspiel zum Schicksalslied – klangvollster reichster Bläsersound über stetig pulsierender Pauke – haben die Festspiele einen Höhepunkt eingefahren.

Der Text Friedrich Hölderlins stellt die himmlisch-schwebende Sphäre der Götter dem rauen Schicksal des Menschen gegenüber. Den Kontrast demonstrierten der Wiener Singverein, einstudiert von Johannes Prinz, und die Wiener Philharmoniker auf das Eindrücklichste: Von feingliedriger Hand entschieden durch die Spären geleitet.

Bei Brahms geht es gut aus: Er wiederholt in neuer Tonart am Ende die Sphärenklänge des Anfangs. 2200 Menschen hielten den Atem an. In beinah karikierendem Kontrast dazu: Die von Blomstedt bewusst geradlinig interpretierte protestantische Klarheit und naive Selbstgewissheit des Sinfonie-Teils des Mendelssohn'schen Lobgesangs. Übergang und Kontrast zum Vokalteil sorgten für das nächste Atem-Anhalten. Über'm Sternenzelt muss einfach ein guter Vater wohnen.

Die Solisten: Elsa Benoit assistierte geradlinig elegant Christina Landshamers größeren, mit viel Vibrato gesungenen Soprannummern. Die Botschaft transponierte der Tenor Tilman Lichdi ganz als der renommierte und gefragte Evangelist der Bach-Passionen der er ist. Sein Dialog mit dem imaginären Wächter – „Ist die Nacht schon hin“ – hatte Gänsehaut-Qualität. Vokales Highlight über dem homogenen, bei aller Kraft immer eleganten und transparenten Chorklang des Wiener Singvereins.

Allein der Kontrast zwischen dem triumphalistischen blech-untermalten Chor Die Nacht ist vergangen und dem Choral Nun danket alle Gott war überwältigend. Der Satz von Johannes Brahms ist bei aller scheinbaren Schlichtheit hoch romantisch. Herbert Blomstedt ließ das Stück extrem langsam angehen und schenkte damit jeder Stimme volle Präsenz. Im Monumentalen wie im Innigen. – Überwältigend. Danke Herbert Blomstedt.

Das Konzert wird am Dienstag 30. Juli um 21 Uhr wiederholt –www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SFS / Marco Borrlli 
 

 

 

 

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