Noodles ohne Schnitzel
PANORAMA MUSEUM / DIE TRAPP FAMILIE
02/11/11 Nudeln der Marke „Gaggli“ könne man immer noch im Supermarkt kaufen, sagt Renate Wonisch-Langenfelder, die zusammen mit Peter Husty die Trapp-Ausstellung im Panorama-Museum kuratiert hat.
Von Reinhard Kriechbaum
Warum Nudeln? In diesem Fall geht es nicht um „Schnitzel with noodles“. Szenen- und Produktionsfotos des Trapp-Films von Wolfgang Liebeneiner von 1956 waren Sammelbildchen, die man mit den Gaggli-Packungen („nach Hausmutter-Art, mit frischen Eiern“) mitgekauft hat. In diesem Film mit Ruth Leuwerik und Hans Holt spielte übrigens Josef Meinrad die Rolle des Prälaten Franz Wasner, des „Musikdirektors“ der singenden Familie.
Ein bunter Hund, wirklich: In der Hauskapelle der Villa Trapp hat er für die Familie Messe gelesen. Damals wurde der Geistliche auf die musikalischen Optionen aufmerksam und mutierte so vom Hausgeistlichen zum Haus-Musiklehrer. Zwanzig Jahre lang hat Wasner die Trapps dann begleitet, als Dirigent und Klavierspieler. Nachdem sich der Trapp-Familien-Chor 1956 nach zwanzigjährigem Bestehen aufgelöst hatte, ging Wasner als Missionar auf die Fidschi-Inseln, danach als Rektor der „Anima“ nach Rom.
Keine Vitrine, in der man nicht Dinge mit Lokalkolorit fände – Hintergründe, die einem unbekannt oder nicht so präsent sind. Damit bekommt die Schau „Die Trapp Familie. Realität und Sound of Music“ im Panoramamuseum auch einen starken lokalen Touch, wie er dem Stadt-/Land-Museum gut ansteht.
Der zweigeschoßige Rundgang ist effektvoll inszeniert von Fritz Pürstinger und multimedial aufwändig ausgestattet, mit vielen Touch-Screens und Videoprojektionen: Man hat zu lesen und zu drücken, und man nimmt sich fast zwangsläufig viel mehr Zeit, als man dem Thema eigentlich zugestehen wollte. Da ist also eine Schau gelungen, die aus sich heraus Schaulust weckt und zu genauerem Hinschauen anregt. 180 interaktive Bilder, hundert Originalobjekte: Da hat man zu tun.
Im oberen Rundgang ist die Familie selbst das Thema. Er beginnt mit allerlei Erinnerungsstücken an den Marine-Offizier Georg von Trapp und endet mit der heutigen „Trapp Family Lodge“ in Vermont. Einen Stock tiefer: Die Verfilmungen und die Realität, manch aufschlussreiche zeitgeschichtliche Perspektive: Wieso hat die Musical-Verfilmung von „Sound of Music“ überhaupt so sagenhaft populär werden können? Die Femme fatale Marilyn Monroe war tot, die Lichtfigur Kennedy ermordet – und als bekannt wurde, dass die beiden ein Pantscherl hatten, war dies dem amerikanischen Traum von der heilen Familie auch nicht gerade förderlich. Da war eine reine Symbolfigur wie eben die Maria im Film, mit dem damals noch unverbrauchten Gesicht der Julie Andrews, Balsam auf die harmoniebedürftige amerikanische Seele.
Noch ein kleiner lokaler Ausflug: „Kleinbusse Mirabell“ hieß die Firma, auf deren bescheidenen Fuhrpark die Filmleute bei den Dreharbeiten zurückgriffen. Als „Sound of Music“ dann in die Kinos kam und Touristen aus der Neuen Welt neugierig wurden, konnten die Fahrer authentisch Auskunft geben und wussten manche Schnurre zu erzählen. So kam die bis heute blendend vermarktbare „The Original Sound of Music Tour“ zustande.
Leider fehlen Hinweise auf die „Sound of Music Dinner Show“ im Sternbräu, dafür hat das Marionettentheater das Traumpaar Georg und Maria als Fädenpuppen bereit gestellt (dort ist das Musical seit 2008 im Repertoire). Natürlich gibt es auch ein Bühnenbildmodell von der brandneuen Aufführung im Landestheater, die ja konkrete Initialzündung war für die Ausstellung.