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Der Intendant knirscht leise mit den Zähnen

INTERVIEW / CARL PHILIP VON MALDEGHEM

19/10/11 Zahlt drauf, wer spart? 8,7 Millionen Euro „Rücklagen“ hat - bzw. hatte - das Landestheater erwirtschaftet. Nun sind es plötzlich um 300.000 Euro weniger: Das Land Salzburg hat den Betrag aus den Rücklagen des Landestheaters abgezewigt. Sie werden nun in die Freie Szene fließen. DrehPunktKultur sprach mit Carl Philip von Maldeghem, dem Intendanten des Salzburger Landestheaters.

Von Heidemarie Klabacher

alt„Umschichtung“ nennt man das, mit den Worten von Kulturlandesrat David Brenner ein „intelligentes“ Umschichten. „Das ist eine Eigentümer-Entscheidung. Das Land Salzburg ist der dominante Rechtsträger des Landestheaters.“ Carl Philip von Maldeghem zuckt mit den Schultern. „Wir haben die Information bekommen: Entweder Subventionskürzung oder Entnahme aus unseren Rücklagen. Wir sind darüber informiert worden, aber wir haben sicher nicht laut ‚Hurra’ gerufen. Es hat ja einen Grund, dass das Geld da ist: Wir haben gut gewirtschaftet, und vor allem hat unser künstlerischer Erfolg auch zu wirtschaftlichem Erfolg geführt.“

Das Landestheater habe das Einverständnis des Rechträgers, finanzielle Rücklagen aufzubauen, nicht zuletzt für die umfassenden Investitionen in das Gebäude oder die Technik. „Aber das Geld soll vor allem der Kunst zur Verfügung stehen.“

15 Millionen Euro beträgt das jährliche Gesamtbudget des Landestheaters, im Rücklagen-Topf liegen 8,7 Millionen. Wo kommt so viel Geld eigentlich her?

Darin seien auch noch Mittel enthalten, die für den Amtsantritt des neuen Intendanten vorgesehen waren, berichtet Carl Philip von Maldeghem, der seit drei Jahren Intendant des Landestheaters ist. Für seine erste Spielzeit seien nämlich „Rücklageentnahmen“ vorgesehen gewesen: „Da muss auch ein extravaganteres Programm gehen“, habe es geheißen und dafür habe der Eigentümer (also Stadt und Land) vorgesorgt. „Aber der neue Intendant hat allein in seiner ersten Saison 1,2 Millionen eingespielt - und keineswegs auf die Rücklagen zurückgreifen müssen“, so Maldeghem über sich selbst. „Wir haben das Geld nicht in Tasche gesteckt.“

„In den nächsten Jahren können wir mit keiner Erhöhung der Subvention rechnen. Nicht einmal mit einer Valorisierung.“ Denn auf ungefähr 300.000 Euro (also in etwa den jetzt eingebüssten Betrag) schätzt Maldeghem den jährlichen Mehrbedarf des Landestheaters: Stichwort Inflationsrate, Anpassung von Gehältern. „Wenn das so weiter geht, tut sich auf die Schere sehr weit auf.“

Die „Umschichtung“ sei ein einmaliger Vorgang, der nicht wiederholt werden soll, habe man ihm jedenfalls gesagt, so Carl Philip von Maldeghem. „Wir haben Verständnis für die Lage des Landes. Aber wir haben unsere Aufgabe - und das sind die künstlerische Verantwortung und die Verantwortung gegenüber unseren den Mitarbeitern.“ Er könne daher aus Perspektive des Unternehmens nicht sagen, „das finden wir toll“. Er müsse sich fragen: „Haben wir auch weiterhin den Spielraum, unser Programm zu verwirklichen?“ Daher knirsche man „schon ziemlich mit den Zähnen“. Aber die „Eigentümer-Entscheidung“ werde akzeptiert.

„Wieso nimmt man nicht mehr von den gebunkerten Millionen?“ steht in der Aussendung des Dachverbands Salzburger Kulturstätten vom Dienstag (18.10.). Carl Philip von Maldeghem dazu: „Ein wenig Solidarität würde ich da schon erwarten.“ Er halte es nicht für sinnvoll, die großen Institutionen und die Freie Szene gegeneinander auszuspielen: „Das eine kann das andere nicht ersetzen.“ Daher halte er auch die „Initiative Kulturstadt Salzburg“ für so wichtig: „Erstmals gibt es den Dialog der großen Institution mit der freien Szene.“ Dieser habe viel versprechend begonnen und werde hoffentlich weiter geführt.

„Das Landestheater muss ein Aushängeschild sein. Es muss leuchten. Es kann mit einer Uraufführung leuchten oder mit Sound of Music.“ Wenn er die Mitgliederliste des Dachverbandes Salzburger Kulturstätten betrachte, stelle sich ihm durchaus die Frage, „sind da nicht auch Truppen dabei, die boulevardeske Übungen machen“. Aber, betont Carl Philip von Maldeghem, „auch wir sind auf eine gute Freie Szene an gewiesen: Das befruchtet sich gegenseitig.“

Bild: dpk-klaba
Zur Stellungnahme des Dachverbands „Das Minus als Erkennungszeichen“
Zum Kommentar Keine Sorge, die Kultur streikt nicht!

 

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