Träumer im historischen Nachtpfoad
SALZBURGER ADVENTSINGEN
28/11/12 „Wir haben hier den Luxus, dass wir über die Jahre gut zusammengewachsen sind und uns gut verstehen“, sagt Simone Vierlinger. Zum vierten Mal ist die beim Salzburger Adventsingen die Maria.
Von Reinhard Kriechbaum
„Die Arbeit war heuer sehr kreativ für mich, wir waren überhaupt nicht in ein Korsett gezwängt“, sagt sie über die neue Regisseurin Caroline Richards. „Caroline ist die Ruhe in Person.“ Vor allem aber schwärmt Simone Vierlinger von der Musik, und das hat seinen guten Grund. Der Komponist Klemens Vereno nämlich betont seinerseits die stabile, sängerisch gute Besetzung: „Eine Sängerin wie Simone Vierlinger braucht Futter.“ Das sie offensichtlich erhalten hat.
Wie bereits berichtet, sind heuer ausschließlich professionelle Schauspieler auf der Bühne. Das soll auch so bleiben, bestätigt Adventsingen-Leiter Hans Köhl. „So ist es uns möglich, wirklich jede Rolle typengerecht zu besetzen.“ Alexandra Tichy hat den Typ kurzfristig gewechselt. Eigentlich wäre sie als Ratschweib besetzt gewesen, aber nun ist die Schauspielerin, die die Großmutter des jungen Träumers und die Prophetin Hanna hätte spielen sollen, ausgefallen. Also hat Tichy diese Rolle übernommen, in der gestrigen Probe, die bereits von ServusTV mitgeschnitten wurde, das erste Mal.
ServusTV nimmt auch die Generalprobe morgen Donnerstag (29.11.) auf. Erstmals wird nämlich das Salzburger Adventsingen auch auf DVD zu haben sein – am zweiten Adventwochenende schon soll die DVD bereit sein. Am Heiligen Abend wird die Aufführung von ServusTV ausgestrahlt. „Ohne Werbepausen“, freuen sich die Veranstalter.
Bei der jeder Adventsingen-Premiere vorausgehenden Pressekonferenz betonen die Szeniker immer, wie sie die schmale Spielfläche vor dem Eisernen Vorhang, die ja doch im Wesentlichen nur eine Lösung zulässt, im einen oder anderen Detail variiert haben. Bühnenbildner Dietmar Solt: „Es ist immer die Frage: Wo setzen wir was hin?“ Der Bühnenbildner Hellmut Hölzl berichtet von der Zusammenarbeit mit der neuen Regisseurin, dass diese sich „jedes einzelne Stoffmuster hat zeigen lassen“, denn jede Person solle eben ihr eigenes Charisma entwickeln. Der Knabe, der sich aus der Realität in biblische Zeiten hinein träumt, trägt übrigens ein historisches Nachthemd. Für die beiden zehnjährigen Buben, die die Rolle alternierend übernehmen, liegen handgenähte Stücke aus dem späten 19. Jahrhundert bereit. Angeblich hat es auch mit der Unterwäsche der Protagonisten eine eigene Bewandtnis, aber so tief lässt man zwei Tage vor der Premiere noch nicht blicken.
Motive aus Bildern von Hans Weyringer hat man als Programmheft-Illustrationen gewählt. Fürs nächstjährige Programmheft werde er neue Bilder malen. „Sehnsucht“ ist der Titel des Adventsingen-Stücks 2013, es wird eine neue Produktion. Die diesjährige – „Sonst bliebe es ein Traum“ – hat ja noch Tobias Reiser konzipiert. Das deutlich gehobene Niveau sowohl der musikalischen als auch der szenischen Protagonisten legte freilich eine Überarbeitung nahe.