Lachen ist eine ansteckende Gesundheit
ODEION / THEATER ECCE / TILL EULENSPIEGEL
20/11/12 Dieses Motto sollte man sich zu Herzen nehmen, ist es doch zeitlos und überlebenswichtig. Im Kindermusical „Till Eulenspiegel“ von Peter Blaikner und Konstantin Wecker darf herzhaft und lauthals gelacht werden – über einen Schelm und die Bewohner von Wanzenreich, denen oft übel mitgespielt wird.
Von Ursula Trojan
Die jüngsten Zuschauer sitzen auf bunten Kissen ganz nahe an der Bühnenrampe und fiebern hautnah mit den turbulenten Geschehnissen in Eulenspiegels Welt mit. Da glaubt man sich schon manchmal ins Kasperltheater versetzt, wenn die aufgewecktesten unter ihnen mitteilen, wo sich Till gerade versteckt hält… Und dieser Schelm ist oft auf der Flucht, meist vor dem Polizeikommissar. Noch dazu, wo er sich doch in dessen Tochter Nele verliebt hat! Diese sollte ja eigentlich in Kürze den Herrn Schräufele heiraten, hat aber nicht besonders viel Lust dazu, mit diesem Geizkragen ihr Leben zu verbringen. Till nimmt den Bräutigam ordentlich her: Als Arzt verkleidet, will er ihm die „Verstopfung und Verfaulung im Inneren“ schon austreiben. Zum großen Gaudium liefern die Musiker am Bühnenrand die entsprechenden Flatulenzgeräusche auf verschiedenen Instrumenten dazu.
So jagt ein Streich den nächsten, löst ein Gag den anderen ab: auf Till ist Verlass, wenn es darum geht, die Leute zum Narren zu halten. Allerdings sind in einem Kasperltheater die Rollen der Guten und der Bösen klar verteilt. Das dürften die Kinder intuitiv erfasst haben, indem sie Till „verpetzt“ haben. Diese Hauptfigur ist nicht lustig, die „Späße“ derb und deftig. Polizei und andere Autoritätspersonen kommen nicht gut weg.
Genauer betrachtet lauert die Komik jedoch mehr in den dargestellten Aktionen der Schauspieler denn in den Inhalten des Stücks. Regisseur Reinhold Tritscher hat eine recht homogene Truppe um sich geschart. Es mangelt auch an Akrobatik und oft halsbrecherischen Szenen nicht. Die Blaikner‘sche Handschrift ist unverkennbar in diesem zwei Stunden dauernden Kinderstück, das 2006 in Graz uraufgeführt wurde und nun im Odeion seine Salzburger Erstaufführung erlebt (Premiere war am 18.11.). Die Ohrwürmer der schwungvollen Lieder bohren kräftig.
Anna Paumgartner bricht als Nele mit Eulenspiegels Hilfe aus ihrem „Braves Mädchen-Gefängnis“ aus, wird mutig und selbstständig. Diese Entwicklung ist nicht nur in Kostüm und Frisur schön nachzuvollziehen. Jurij Diez verleiht jeder seiner vier Figuren größten körperlichen und komödiantischen Einsatz, spielt ein eigenes, liebenswürdiges Stück im Stück. Herwig Ofners Till Eulenspiegel gaukelt verführerisch über die Bühne. Jurek Milewski ist der Kommissar im zerknautschten Trenchcoat, Bina Blumencron unter anderem Tills liebende und sorgende Mutter. Auch Rupert Bopp verkörpert mehrere Personen und taucht am Schluss in der merkwürdigen Gestalt des Elektro-Ede auf. Der ausgebrochene Sträfling ist mit allerlei gefährlichem Zeugs bestückt und will sich am Kommissar rächen. Nicht nur Tills, auch seine Aktionen sind zum Teil recht brutal und da bleibt einem das gesundheitsfördernde Lachen in der Kehle stecken.
Am Ende geht selbstverständlich alles gut aus und im mitreißenden Schlusschor wird „das Lachen als bestes Vitamin“ beworben. Till will ja die Leute zum Lachen bringen, anstatt dass sie sich grün und blau ärgern. Nun ist es an den Erwachsenen, in Zeiten des Mobbings, das auch schon jüngere Schulkinder betrifft, über das Lachen auf Kosten anderer zu sprechen. Insofern kann Kindertheater erstklassigen Diskussionsstoff bieten. Und dann kann man sich auch amüsieren.