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Gegen den Stechschritt nach rechts

SOMMERSZENE / HINTERGRUND

10/06/24 Gleichschritt, Stechschritt. Paradeschritt... „Der Ausdruck Gleichschritt bezeichnet die synchrone Beinbewegung von zwei oder mehr Personen“, weiß Wikipedia. Und damit verbinden sich vor allem beängstigende Bilder von roboterhaft wirkenden Soldaten, die blinden Blicks an einem Machthaber vorbei defilieren.

Von Heidemarie Klabacher

Dass auch im klassischen Ballett oder im zeitgenössischen Tanz parallele Bewegungen von mehreren Performerinnen und Performern in eine Richtung vorkommen, assoziiert man mit den Begriffen weniger, auch wenn Übereinstimmung das Ziel ist – sei es die schwebende der jungen Schwäne bei Tschaikowsky oder die pulsierend verstörende eines Kollektivs in einer zeitgenössischen Performance.

Doch so explizit politisch ist „Tanz“ selten einmal: Erstmals gastieren Igor Koruga und Ivana Kalc in Österreich. Ihr Duett Why not (?) ist eine „Suche nach der Verkörperung und Definition des hoffnungslosen, isolierten, verängstigten, überidentifizierten Individuums der Gegenwart“ und zugleich eine Suche nach einem „Raum der Achtsamkeit zwischen zwei oder mehr Menschen“. Igor Koruga und Ivana Kalc gehe es in ihrer Performance um „die Anwendung von Gleichheit oder Gleichklang als Technik im Tanz“. Koruga und Kalc sind dem aktuellen Netzwerk apap – Feminist Futures Programm – verbunden. „Sie analysieren, wie diese Technik einerseits als kreative Methode in den jeweiligen Tanzrichtungen des 20. Jahrhunderts und andererseits als Werkzeug zur gezielten Festlegung gesellschaftlicher Normen in unterschiedlichen politischen Systemen – wie Kommunismus, Faschismus, Kapitalismus – eingesetzt wurde.“ Diese Untersuchung diene als „Grundlage für die Förderung von politischem Engagement, kritischen Verbindungen und Koexistenz in der heutigen Gesellschaft“.
Ivana Kalc, aus Kroatien, ist Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin und befasst sich mit Zeit, Raum und Körper. Ihr Studium am Salzburger SEAD und an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz hat sie 2008 mit einem Bachelor abgeschlossen. Seit 2016 ist sie eine der künstlerischen Leiterinnen des von ihr mitbegründeten Festival of Contemporary Dance and Movement Periskop in Rijeka. Igor Koruga, aus Belgrad in Serbien, ist Tänzer und Choreograph. Er arbeitet als Autor, Pädagoge, Bühnenchoreograph und befasse sich, so heißt es auf der Website der Sommerszene, „mit der Archivierung von Tanzpraktiken im Kontext des (post-)sozialistischen Jugoslawien“. Sein Widerstand gegen den Kapitalismus sei „inspiriert von feministischen, anti-
anthropozentrischen und queer-marxistischen Sichtweisen“. Die Performance im Rahmen der Sommerszene ist eine Koproduktion mit Stanica Servis za savremeni ples und Hrvatski kulturni dom na Sušaku, Rijeka. Gefördert wird das Projet von Republic of Croatia Ministry of culture and media, der Stadt Rijeka und Ministry of culture and information Republic of Serbia.

Why not (?) – Montag (10.6.) um 20 Uhr bei der Sommerszene im Toihaus – davor weitere Projekte
um 18 Uhr im Künstlerhaus Manifesto of the Now mit Influx und Nayana Keshava Bhat
um 19 Uhr in der Kollegienkirche Diskussionsabend: Unsere Erde. Schlaraffenland, Lebensraum oder Lebewesen.
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äglich von 10 bis 19 Uhr während der Sommerszene – Installation Gaia von Luke Jerram  in der Kollegienkirche – alle Termine und Informationen – www.szene-salzburg.net
Bilder: Sommerszene / Carlo Cargonja (1); Influx (1)
Zum dpk-Vorbericht
Kostbare Erde, blutiger Krieg

 

 

 

 

 

 

 

 

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