Die Turmbauer müssen auch Wache stehen
REPORTAGE / LUNGAU / OSTERFEUER
19/04/19 Bis jetzt haben sie an zwei Samstagen Holz im Wald geschlägert, ein Wochenende lang haben sie gesägt, geschichtet und gebaut, nun steht der Turm in Tamsweg – eines jener über vierzig imposant gezimmerten Osterfeuer, für die der Lungau bekannt ist.
Noch ist der Turm „nur“ neuneinhalb Meter hoch, aber das ist noch nicht der Endausbau. „Er wächst noch mit dem Dach auf rund elf Meter, und mit dem Kreuz wird er wohl eine Höhe von zirka 15 Metern erreichen“, erklärt Michael Rainer, Obmann der Landjugend Tamsweg.
Er und die Mitglieder des örtlichen Vereines haben noch bis zum Entzünden des Feuers am Samstag Abend alle Hände voll zu tun. Doch mit vielen Helfern gehe das Bauen „ratz-fatz“, sagen die jungen Turmbaumeister. Die Grundstämme wurden mit einer Wasserwaage genauestens eingerichtet, dann hat man in Blockbauweise hinauf gezimmert.
Gefüllt wurde der Turm bereits mit „Fraten“, das ist im Lungau das „Gras der Bäume“, die sogenannten „Taxen“. „Auch die Mädchen helfen fleißig mit, organisieren die Jause und binden das Kreuz ebenfalls mit Fraten, damit es optisch was hermacht“, so der Obmann.
Der Brauch verlangt, dass sich das Kreuz immer nach der Ortskirche ausgerichtet wird, in diesem Fall an der Wallfahrtskirche St. Leonhard am gegenüberliegenden Hügel. Die Lungauer Osterfeuer werden in der Nacht auf Sonntag nach dem Kirchgang mit dem vor der Auferstehungsmesse geweihten Feuer entzündet, und sie brennen und glosen bis in die Morgenstunden.
Was gar nicht so bekannt ist: Nicht bloß Maibäume werden gestohlen. Auch auf die Lungauer Osterfeuer heißt es gut aufpassen. Zwar kann man einen Osterfeuer-Turm nicht einfach wegtragen wie einen Maibaum – aber vorzeitig den Turm der Nachbarn abfackeln, das ist schon vorgekommen. Eine zwar boshafte, aber brauchmäßig abgesicherte Aktion. Damit ihr Turm nicht einer „heimlichen Brandattacke“ anderer Ortsgruppen zum Opfer fällt, hat die Tamsweger Landjugend eine Feuerwache eingerichtet. „Uns ist das zwar noch nie passiert, wir werden dennoch wieder ganz besonders wachsam sein“, so Rainer.
(Landeskorrespondenz/dpk-krie)