Tanz der Bäume im Donaupark
LINZ / KLANGWOLKE / LAWINE TORRÈN
10/03/15 Der Salzburger Regisseur und Maschinentheater-Spezialist Hubert Lepka ist kein Neuling, was die Linzer Klangwolke anlangt: Hier hat er zu diesem Anlass schon „Teilung am Fluss“ (2005) und „Baby Jet“ (2010) realisiert. Heuer, am 5. September, ist „Hochwald“ das Thema.
Bagger, Stapler, Laster und Schiffe – wer würde an diesem Ort von Hubert Lepka und Lawine Torrèn anderes erwarten? Auch wenn die Sache auf Adalbert Stifters Erzählung „Hochwald“ fußt. „Ein Haus fährt auf dem Treppelweg, ein offener Pavillon auf Rädern, dessen Innenwände aus großen Videowalls bestehen“, so Hubert Lepka. Unmittelbar vor den Augen der Zuschauer sollen die Zuschauer wichtige Szenen aus diesem literarischen Text, der im nahem Böhmerwald spielt, sehen.
„Die Idee dieser mobilen Immobilie weist vielleicht einen architektonischen Weg, wie wir bei schonendem Verbrauch der Grundstoffe, wie etwa Landschaft, Baumaterial und Energie, unsere Lebenswelt so gestalten könnten, dass es sich auch in Hinkunft lohnt, darin zu wohnen.“ Die Textfassung macht Joey Wimplinger.
Ein Vater aus dem Böhmerwald fürchtet während eines Krieges um die Sicherheit seiner beiden Töchter und bringt sie deshalb in ein verstecktes Waldhaus. Dieses Haus befindet sich im unberührten Wald. Dennoch wird das Versteck von einem jungen Mann entdeckt, der eines der Mädchen liebt. „Vor dem Hintergrund dieser Erzählung über den Wald, die Unschuld und das Streben nach Sicherheit, geht es um die Zukunft der Natur“, erklärt Hubert Lepka. „Während wir uns über die Entwicklung der Städte im 21. Jahrhundert Gedanken machen, fehlt ein gestalterischer Plan dafür, wie sich jene Naturlandschaft entwickeln sollte, die längst nicht mehr unabhängig vom Menschen dahinwächst. Aller Wald in Europa ist von Menschenhand gemacht. Wie also stellen wir in Hinkunft die Natur her, sodass es sich lohnt in ihr zu wohnen?“ so Lepka.
Die Produktion soll uns also ins Nachdenken bringen über Natur und Kultur und die Wechselwirkungen. Der Böhmerwald ist heute bedeckt von Wirtschaftswald. Wahre Baumriesen und gestaltete Natur finden wir hingegen in den städtischen Parks und den englischen Gärten. „Die Donaulände und der gesamte sichtbare Stadtraum werden als bewegte Naturlandschaft begreifbar, über der zart an einem Abrissbagger ein beflügeltes Wesen schwebt“, verrät Lepka.
Und bengalisches Feuer ist wohl auch zu erwarten: „Vieles von dem, wie Stadt aussieht (die mittelalterliche Stadt genauso wie die moderne), hat mit dem Feuer zu tun. Brände machten Bauordnungen nötig. Brandrodungen gestalteten Wald und Wiese. Vom Brennmaterial Holz wurden ganze Landschaften geprägt. Feuer und seine Abwehr bestimmen immer noch unser Wohnen. Auch in dieser Klangwolke kommt also dem Feuerwerk und der Feuerwehr eine entsprechende Rolle zu.“
Adalbert Stifters „Hochwald“ spielt im Dreißigjährigen Krieg, einer Zeit radikalen kulturellen Umbruchs. „Das im klingenden Spiel marschierende Heer (jenes der Bauern wie jenes der Fürsten) lebt heute noch in der Tradition der Blasmusik fort“, erklärt Lepka, deshalb würden in der Klangwolke Marschmusik und die hochentwickelte Polyphonie der Spätrenaissance in den Kontext zeitgenössischer Elektronik treten. Peter Valentin konzipiert diesen Musik-Mix.