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Jugendliche Frische und nationale Qualitäten

REST DER WELT / GRAFENEGG / FESTIVAL-ERÖFFNUNG

20/08/14 Insgesamt 48 Veranstaltungen - Orchesterkonzerte und Kammermusik - bietet das Grafeneggfestival 2014. Die Liste der Orchester, Solisten und Dirigenten kann sich sehen lassen. Jörg Widmann ist Composer in Residence. Das Grafenegg Festival dauert noch bis 7. September.

Von Wolfgang Stern

Es ist die achte Sommersaison, in der Grafenegg unter seinem künstlerischen Leiter Rudolf Buchbinder wieder Hochkarätiges zu bieten hat. Nach den Sommerkonzerten startete am 14. August das Grafenegg Festival mit vier Programmblöcken. Darüber hinaus hat man den Komponisten und Klarinettisten Jörg Widmann als Composer in Residence und als „aktiven Musiker“ eingeladen. An Vielfalt mangelt es nicht. Der Wolkenturm als idealer Freiluftkonzertplatz ist für die meisten Konzerte vorgesehen – sofern das Wetter nicht verrückt spielt.

In diesem Sommer heißt es, sich warm anzuziehen. Dennoch musste im Eröffnungsblock trotz der Wetterkapriolen nur ein Konzert in das Auditorium verlegt werden. Nach dem Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester, das sich immer besser entwickelt, war Kanada zu Gast: Unter seinem Chef Peter Oundjian hörte man das Toronto Symphony Orchestra, das von der Spielstätte spürbar begeistert war und hoch motiviert musizierte. Nach der Oberon-Ouvertüre folgte das Klarinettenkonzert Nr. 1 op. 73 ebenfalls von Carl Maria von Weber mit dem Solisten Jörg Widmann. Sein Spiel war präzise, voller Innigkeit und technisch versiert. Die atemberaubenden Läufe, niedliche Verzierungen und der große Tonumfang des Soloparts stellen größte Anforderungen an den Interpreten. Widmann überzeugte vollends.

Nach dem Klarinettisten war dann gleich der Komponist Widmann zu erlben: Seine Elegie für Klarinette und Orchester aus dem Jahre 2006 zeigt ihn als Klangforscher. Immer wieder überrascht sein Stück etwa mit mikrotonalen Bewegungen.

„Canadian brass“ sorgte dann mit starken Schallwellen dafür, dass die Wolken über dem Abend vertrieben wurden. Rachmaninows „Symphonische Tänze“ für großes Orchester haben die Power dazu. Hier erwiesen sich die Kanadier als kompetenter Klangkörper, der seinem Chef Oundjian beherzt folgt und mit Homogenität punkten konnte.

Den Kanadiern folgten Tags darauf die Tschechen. Die Tschechische Philharmonie wuchs über sich hinaus. Es war eine Sternstunde, die ihnen hier im Auditorium – das Konzert musste kurzfristig in den Saal verlegt werden – gelang. Jiři Bělohlávek fühlte sich natürlich wie zu Hause mit Smetana und Dvořak. Als Botschafter ihrer Heimat fungierten die Gäste aus Prag - und die Botschaft kam an.

Wie überzeugend agierten da die Streicher in dem von George Szell mit viel Geschick für Orchester bearbeitetem Streichquartett „Aus meinem Leben“, in dem Smetana auch seinen Schicksalsschlag mit Taubheit und Tinnitus so dramatisch erzählt.

Bernarda Fink sorgte in der Folge für einen weiteren berührenden Höhepunkt. Mit ihrem reich timbrierten Mezzo, umsichtig vom Orchester begleitet, machte sie die selten aufgeführten „Biblischen Lieder für Solostimme und Orchester“ von Antonin Dvořak zu einem Erlebnis. Dann der große Moment: „Aus der neuen Welt“, Dvořaks Neunte, wie aus einem Guss, meisterhaft interpretiert. Der Dirigent Jiři Bělohlávek führte seine Musici zur Höchstform. Großartiges Blech, viel wohlüberlegte Dynamik, angemessene Tempi und ein Orchesterklang, der nicht „tschechischer“ sein kann.

Die Jugend kam ebenfalls zu Gehör. Das European Union Youth Orchestra (EUYO) verbindet eine enge Partnerschaft mit Grafenegg und hier erfolgte der Startschuss für den ersten „European Music Campus“. Widmanns „Con brio“, Gershwins „Rhapsody in Blue“, John Adams „The Chairman Dances“: Das junge und vereinte Europa, das mit riesiger Besetzung auftrat, und der Solist, der Mazedonier Simon Trpčeski, musizierten enthusiastisch. Die Arbeit im Campus fruchtete. Es ist ein Freude, wenn man den Jugendlichen beim Musizieren folgt und miterlebt, wie diese sich von ihrem diesmaligen Dirigenten Petrenko leiten lassen. Nach den üblichen Zugaben dann die Erlösung, die sich in herzlichsten Umarmungen der jungen Menschen zeigte.

Die drei weiteren Konzertblöcke in Grafenegg folgen von 22. bis 25. August, von 28. bis 31. August und von 4. bis 7. September.
Höhepunkte bieten am 23.8. das Seoul Philharmonic Orchestra unter Myung-Whun Chung; das London Symphony Orchestra am 24.8. unter Pappano mit dem Solisten Rudolf Buchbinder; Andris Nelsons kommt am 28.8. mit dem City of Birmingham Orchestra; Daniel Harding folgt am 5.9. mit der Filarmonica della Scala di Milano; und am 7.9. wird Gustavo Dudamel die Wiener Philharmoniker dirigieren - www.grafenegg.com
Bilder: www.grafenegg.com/Dieter Nagl

 

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