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Kein ‚historischer’ Halbwahnsinn in Erl

TIROLER FESTSPIELE ERL / WINTERSPIELPLAN 2014

19/03/14 „Es hat sich eingespielt“. Kürzer hätte das Entree zur Präsentation des Spielplans für den dritten Winter der Tiroler Festspiele Erl durch Präsident Hans Peter Haselsteiner nicht ausfallen können. Er baue diesmal auch „nix“, betonte der künstlerische Gesamtleiter Gustav Kuhn, höchstens, „eine Brücke in die Zukunft“.

Von Hans Gärnter

512Alles „Junge“ hat zunächst einmal Vorrang in Erls Winterfestspiel-Bauplan: Junge Dirigenten, junge Regie, junge Komponisten, junge Projekte stehen auf dem Programm. Doch freilich auch zwei „alte“ Opern. Zwei Klassiker, die Gustav Kuhn kühn zusammenfügt, indem er sie einander gegenüber stellt: Mozarts „Cosi fan tutte“ hat am 26. Dezember Premiere, Beethovens „Fidelio“ am 27. Dezember.

Dem  strengen Bonner Komponisten Beethoven sei das „Bild der Frau“ des losen Salzburgers Mozart suspekt gewesen, so Gustav Kuhn beim Pressegespräch am Dienstag (18.3.) in Erl. Leonore kämpfe aus Liebe und um die Liebe. Die Damen Fiordiligi und Dorabella dagegen kokettierten nur mit dieser.

In Jan Hax Halamas „Cosi“-Bühnenbild wird Gustav Kuhn das Ensemble seiner Accademia di Montegral sowie Orchester und Chorakademie der Tiroler Festspiele vom Regie- und vom Dirigienten-Pult aus leiten. Bei „Fidelio“ belässt es der Maestro beim Dirigat und lässt einen Shootingstar der Kunst-Szene Regie führen und ausstatten: Alexander Polzin.

511Sowohl Mozart als auch Beethoven seien für ihn in J. S. Bach verankert, betont Gustav Kuhn: „Bach und Mozart – das ist sowieso die Substanz selbst“, sagt er - und stößt sogleich nach als Gegner historischer Aufführungspraxis: „Halbwahnsinn! ‚Historisch’ kann nicht historisch sein!“ Bach – das Weihnachtsoratorium wird am vierten Adventwochenende als Matinee zum „stimmungsvollen Vorboten“ der Erler Wintersaison – ist für Gustav Kuhn das „Alpha und Omega“ seiner Auffassung von Musik: „Alles, was konzertant auf den Leipziger folgt, ist in ihm begründet: Bartok und Webern, Mozart und Beethoven, Tschaikowsky.“ Sogar Franui, die zehnköpfige Combo aus Osttirol, die ihr „Album für R. S.“ öffnet. R. S. heißt: Robert Schumann.

513Drei Jahre lang haben Gustav Kuhn und ein junger Tonsetzer aus München über ein Stück geredet -  das am 30. Dezember in Erl zur Uraufführung kommen wird: Matthias Drievkos Vertonung von Oscar Wildes „Die Nachtigall und die Rose“. Regie führen wird Cornelia Rainer aus Lienz, die in Erl hospitierte und als Allrounderin gerade die Bühnen zwischen Wien und Hamburg erobert. Drievkos Melodram hält Kuhn für „eine ganz großartige Arbeit“. Er stellt sie – dramaturgisch ähnlich wie er bei „Cosi“ und „Fidelio“ verfährt – Kurt Weills „Sieben Todsünden“ gegenüber.

Mit Silvester- und Neujahrskonzert, Schuberts „Schöner Müllerin“ (Bariton Michael Kupfer und viel versprechenden Kräften - ob am Dirigentenpult (Tito Ceccherini, Andreas Leisner) oder am Flügel (Margarita Oganesjan, Jasminka Stancul) - kann die dritte Erler Winter-Saison wieder ein Erfolg werden.

www.tiroler-festspiele.at
Bild: dpk-gärt (1); www.tiroler-festspiele.at (1); Tom Benz (1)

 

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