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REST DER WELT / STYRIARTE / ENSEMBLE CINQUECENTO
07/07/11 In Stadt und Land Salzburg hat man das Vergnügen immer wieder: Das Ensemble Cinquecento gastierte erst Ende Mai bei den Paul Hofhaimer-Tagen in Radstadt mit Musik der habsburgischen Hofkapellen der Renaissance.
Von Heidemarie Klabacher
Mitglieder des stimmlich und stilistisch brillanten Vokal-Ensembles tauchen auch in den ambitionierten Programmen der Paul Hofhaymer Gesellschaft in Salzburg auf. Und auch bei der Styriarte gehören Cinquecento inzwischen dazu – in dramaturgisch-theatralisch perfekten „Settings“.
Das Mausoleum neben dem Dom – mit verblichenen Hoheiten rundherum - war voriges Jahr in Graz der Schauplatz für das Habsburg-Projekt „A.E.I.O.U". Für das Konzert „L'homme armé“ heuer hat man sich für die akustisch hervorragend geeignete Mariahilferkirche entschieden. Das Ensemble Cinquecento stellte das legendäre Kriegslied in den Mittelpunkt. Roter Faden waren die Teile der Missa „L'homme armé“ von Josquin Deprez, die mit Gregorianischem Choral und Motetten bzw. Madrigalen von Desprez kunstvoll verwoben wurden. Ein kleiner thematischer Einschub galt dem Madrigal „Mille Regretz“, zu dem das Sanctus aus der Parodiemesse „Missa Mille Regretz“ von Christobàl de Morales gesungen wurde: Gespannt verfolgte das mucksmäuschenstille Publikum, wie aus einer schwermütigen vierstimmigen Liebesklage ("Tausend Mal bedaure ich, Sie zu verlassen, um ihrer Liebeskränkung zu entkommen") ein sechsstimmiges Gotteslob wird: Unmittelbar aus dem Schlussakkord des Madrigals ließen Cinquecento das dreifache „Sanctus“ sich entwickeln und in überwältigender Klangfülle aufblühen. "Pleni sunt" - erfüllt sind Himmel und Erde - im Wortsinn. Überraschend die Wendung zum geradezu heiteren Kehraus im dreiertaktigen „Hosanna“.
Vokal-Ensembles für Alte Musik gibt es viele. Aber das – mit dem Gründungsjahr 2004 - vergleichsweise junge Männerensemble Cinquecento lässt immer wieder besonders aufhorchen: mit seinem geradezu wundersam homogenen Gesamtklang, bei dem die jeweils zwei hohen, mittleren und tiefen Stimmen zu einer einzigen zu verschmelzen scheinen. Im Gesamtklang scheint es kein „hoch“ oder „tief“ zu geben sondern nur vollendete Linien.
Gleichzeitig - und das ist das wirklich Faszinierende an Cinquecento - ist jede Einzelstimme perfekt timbriert und klangfarbenreich. Jeder einzelne Stimmeinsatz ist ein Hochgenuss für Stimm-Freaks und -kenner.