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Die Operette ernst nehmen und herzhaft lachen

REST DER WELT / LEHAR-FESTIVAL / DIE CSARDASFÜRSTIN

19/07/10 Mit Emmerich Kálmáns „Die Csárdásfürstin“, spritzig inszeniert und musikalisch niveauvoll serviert,  eröffnete das  Lehár-Festival Bad Ischl seine 49. Operetten-Saison.

Von Elisabeth Aumiller

altDie Schauspielerin Nicole Beutler zeichnete in ihrer Festrede ein breit gefächertes Spektrum der Unarten, denen man die Operette nicht aussetzen darf, aber eines sei bedingungslose Voraussetzung: „Man muss die Operette ernst nehmen“ und das verlange, dass die Protagonisten ihr Handwerk gelernt haben. Diese Vorgabe erfüllt diese "Csárdásfürstin" auf erfreuliche Weise. Ein schwungvolles Treiben voller Heiterkeit, die Champagnerlaune lasst die Funken auf das Publikum überspringen. Die melancholischen Untertöne der emotionalen Wirrnisse sind angereichert mit gefühlvollem Ausdruck. Die Musik prickelt und schäumt und lässt „ohrwurmige“ Operettenseligkeit aufkommen. Marius Burkert hat seine Musiker gut im Griff und bringt mit dem Franz Lehár-Orchester musikalische Feinheiten ebenso wie rhythmische Eloquenz und voluminöse Klangfreudigkeit zum Tragen.

Ein beinahe ideales Sängerensemble hat sich hier aufeinander eingespielt. Darstellerische Beweglichkeit und Präsenz in Symbiose mit gesanglichem Niveau lässt alle Interpreten zu einem geeinten Bühnenvölkchen altwerden, das dem Werk zu effektvoller Wirkung verhilft. Den Darstellern gelingt das Kunststück, die altbekannten Witzeleien in unverbrauchter Frische zu servieren und das Publikum erheiternd zu vermitteln.

Die Silvia Varescu von Miriam Portmann glänzt als umschwärmter Mittelpunkt. Sie lässt ihren Sopran auf profunder Basis bis in Spitzenregionen aufleuchten, die Partie scheint stimmlich für sie maßgeschneidert. Fein abschattiert mit schönen Piani beeindruckt sie bereits beim Auftrittslied „Heia, in den Bergen ist mein Heimatland“, ebenso im gefühlvoll innig intonierten  Duett mit Edwin „Weißt Du es noch“. Matjaz Stopinsek als Edwin ist ihr ein adäquater Partner, führt seinen Tenor kultiviert und hat kraftvoll leuchtende Höhen parat. Roman Martin war als Graf Boni der Garant für die Komik des Abends. Tanzen, singen, Späße machen - dass alles kann er sozusagen in einem Atemzug, wie selbstverständlich, aber alles im altrechten Maß, ohne dick aufzutragen. Das ist einfach eine Freude: ein Komödiant und guter Sänger aus einem Guss!

Hübsch und feinstimmig Yvonne Friedli als seine angebetete Komtesse Stasi. Kurt Schreibmayer schließlich als eleganter Feri Bácsi ein sympathischer Bonvivant mit tenoralem Glanz.

Leopold Maria, Fürst von und zu Lippert-Weylersheim und seine Frau Anthilte sind mit Gerhard Balluch und Helga Papouschek von zwei Erzkomödianten der feinen humorigen Art verkörpert. Papouschek macht die Anthilte zu einer köstlichen Charakterstudie. Benjamin Plautz überzeugt als der pflichtbewusste Oberleutnant von Rohnsdorff, ganz altMilitär, Gefühle nicht erlaubt.  Die Kavaliere, Lakaien, Kellner und die Mädis vom Orpheum sind beim restlichen Ensemble, Chor und Ballett des Lehár-Festivals in besten Händen, beziehungsweise in besten Stimmen und Füßen.

Ist Operette noch zeitgemäß? Das war eine Frage bei den Eröffnungsreden am Samstag (17.7.). Die Antwort an dieser Stelle selbstverständliche Antwort - „Ja, denn sie ist zeitlos!“ - findet sich bei dieser "Csárdasfürstin" wieder einmal bestätigt. Die Emotionen und Irritationen um die „dumme Liebe“, egal in welchem Gewand und Zeitraum sie auftreten, bleiben immer die gleichen im menschlichen Leben. Mesalliancen und  Zusammenprall verschiedener Welten gab es nicht nur zwischen Bürgertum und Adel, sondern gibt es in vielerlei Facetten auch heute. So hat die Regie von Wolfgang Dosch am Erfolg des Abends  ihren berechtigten Anteil. Die Geschichte vom Fürstensproß, der sich unstandesgemäß in die Chansonette verliebt, lässt er schwungvoll, lustig und erheiternd über die Bühne wirbeln, er gibt auch Raum für Gefühle und verzichtet auf alle überbordenden Zutaten von Klamauk und eigenwilligen „Regieeinfällen“. Mit einem exzellenten Ensemble, passendem Bühnenbild und ebensolchen Kostümen (Bernhard Nieschotz und Elisabeth Stolze-Bley) gelingt somit ein Operettenabend, wie man ihn sich wünscht, musikalisch und szenisch eine Einheit.

Das Lehàr-Festival in Bad Ischl dauert bis 5. September. - Die zweite Produktion gilt Leo Falls Operette "Der fidele Bauer", Premiere ist am 24. Juli. - www.leharfestival.at
Bilder: Lehar Festival / Foto Hofer

Zur Besprechung "Der fidele Bauer" {ln:Bauernschwank mit Musik}

 

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