Graf Almaviva trotzt dem Regen
BURGENLAND / SCHLOSS TABOR / BARBIER VON SEVILLA
04/08/18 Es ist die 16. Saison, in der Intendant Dietmar Kerschbaum (gleichzeitig Intendant und künstlerischer Vorstandsdirektor der LIVA in Linz) im romantischen südburgenländischen Dreiländereck Oper macht. Der Erfolg des kleinen Festivals als Freiluftaufführung an einem geschichtsträchtigen Ort war von Beginn an gegeben.
Von Wolfgang Stern
Es begann alles mit der Zauberflöte 2003. Es war ein Versuch, in einer Region, wo Kultur deutlich weniger Stellenwert hatte als in der Mitte oder im Norden des Burgenlandes gepflegt wurde, ein Freilichtprojekt zu starten. Ein kleines Opernfestival sollte es werden. Dietmar Kerschbaum wagte und gewann. Er selbst als Tamino und Jochen Schmeckenbecher als Papageno waren schon damals Garanten für Qualität. 2004 folgte Donizettis „Liebestrank“ , 2005 der Don Giovanni mit Schmeckenbecher in der Titelrolle. 2006 kam erstmals Sebastian Weigle als musikalischer Leiter nach Neuhaus am Klausenbach. Seit dieser Zeit ist die Junge Brandenburgische Philharmonie ständiger Gast. Schwerpunkt wurden dann Aufführungen komischer Opern oder aus dem Bereich der opera buffa. Heuer ist es der „Barbier von Sevilla“. Die Serie der Aufführungen und das Besucherinteresse kann sich sehen lassen.
Man geht auf Schloss Tabor keine Experimente ein, spielt Oper für das Volk und bleibt im Traditionellen. So ist auch die Regie des seit Beginn dieser Opernfestspiele mitwirkenden Peter Pawlik zu verstehen. Eine opera buffa, „wie sie sein soll“ und dem Publikum gefallen kann. Dazu mit wenigen Mitteln ein Bühnenbild, im speziellen Fall eine Wand mit Elementen, die Tür und Tor ermöglichen (Thomas Kurz). Schade, dass im wunderbaren Ambiente des halboffenen Schlosshofes die den Hof prägenden Arkaden lediglich beleuchtet und nicht wie im Vorjahr in die Handlung einbezogen werden.
Ein junger Schwede, Emil Eliasson, leitet das Ensemble und lässt Hoffnungen für die Zukunft zu. Sein Dirigat ist präzis, überzeugend und umsichtig, der 29-Jährige überträgt sein Temperament auf das jugendliche Orchester, die Junge Philharmonie Brandenburg, die als langjähriges Festivalorchester sich so richtig ins Zeug legt. Auch die Sängergruppe wirkt juvenil. Zum Publikumsliebling wird sich die junge slowenische Sopranistin Andreja Zidaric emporsingen. Ihre Rosina ist geprägt durch technische Versiertheit in den Koloraturen, verbunden mit darstellerischem Geschick. Die nächsten Schritte in die große weite Opernwelt werden nicht lange auf sich warten lassen. Gleiches lässt sich für den brasilianischen Tenor Gustavo Quaresma Ramos in der Rolle des Grafen vermuten, dem es freilich vorerst noch an Durchsetzungs- und Strahlkraft fehlt. Denis Milo hingegen weiß mit der Rolle des Figaro umzugehen, sein Bariton wirkt warm. Michael Eder (Bartolo) und Roman Astakhov (Basilio) bringen Leben und Spielfreude in die Handlung und tragen wesentlich zum schönen Gesamtergebnis des Abends bei.
Zwei unterschiedliche Akustik-Situationen in den beiden Akten: Während das Orchester zuerst im Orchestergraben musizieren konnte, veranlasste der in der Pause einsetzende leichte Regen die Leitung, die Junge Philharmonie im zweiten Teil der Aufführung im Raum unter der Tribüne agieren zu lassen. Das Orchester erwies sich als flexibel, der Klang kam auch von hier absolut homogen auf die Bühne. Der Bühnenkontakt war nach in dieser schnellen Übersiedlung klarerweise nicht optimal. Das Premierenpublikum mit den vielen burgenländischen VIPs – die Autos könnten sich auch in Salzburg sehen lassen – war begeistert. Die Schmankerl der Region und vor allem der Uhudler waren wieder die positiven Begleiterscheinungen und echt südburgenländisch.