Verunreinigung der Gehöre in der Gesellschaft
LOCKENHAUS / JUGEND / INTERVIEW NICOLAS ALTSTAEDT
12/07/18 Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren verfolgen im Creative Media Jugend Camps (CMCB) das Kammermusikfest Lockenhaus. Sie lernen Online-Journalismus über Kulturthemen. Auch ein Interview mit dem Festival-Leiter und Cellisten Nicolas Altstaedt stand auf dem Programm.
Wieso haben Sie sich gerade für dieses Instrument entschieden?
Nicolas Altstaedt: Das war sehr von meinem Umfeld bestimmt. Mein Vater hat ein bisschen Klavier und Cello gespielt, und mein Bruder begann mit Klavier. Dann blieb das Cello also noch für mich übrig. Ich habe dann spontan dazu gegriffen und es hat mir sofort gefallen. Das hat sich dann entwickelt und irgendwann habe ich es dann geliebt.
Seit wann spielen Sie schon Violoncello?
NA: Seitdem ich sechs Jahre alt bin.
Welches Werk spielen Sie am liebsten?
NA: Das Werk das ich an diesem Tag spiele.
Wie lange üben Sie für ein Konzert?
NA: Das ist sehr unterschiedlich, das kommt immer drauf an, was man gerade für ein Repertoire spielt. Es gibt keine Standardregelung, wie lang man für ein Konzert übt. Manche Werke spielt man schon seit zwanzig Jahren und manche muss man erst neu lernen. Jedes Werk hat unterschiedliche Ansprüche, und einen anderen Schwierigkeitsgrad, musikalisch oder technisch. Manches wärmt man nur auf und manche lernt man grad neu. Für neue Werke braucht man länger, bei alten Werken braucht man vielleicht weniger Zeit, aber man wird vielleicht müde an ihnen zu arbeiten. Da gibt es also keine genaue Faustregel.
Was ist das Besondere am Kammermusikfest Lockenhaus?
NA: Das Besondere am Kammermusikfest sind die Menschen aus allen unterschiedlichen Ländern und mit unterschiedlichen Erfahrungen die zusammenkommen und Musik machen.
Welche Musik hören Sie, wenn Sie keine Klassik hören?
NA: Gute Musik. Da gibt es kein bestimmtes Genre.
Woher holen Sie sich Ihre Inspiration?
NA: Von vielen großen Künstlern, ob es in der Musik ist, in der Literatur, in der Architektur oder in der Malerei.
Gab es je ein musikalisches Missgeschick, über das Sie heute lachen können?
NA: Ja, einmal hab ich ein Konzert gespielt, da hat sich eine sehr dünne Kopie vor mir liegen und dann bin ich beim Spielen mit dem Bogen in die Noten reingestochen, und dann waren die Noten nicht mehr auf dem Notenständer, sondern auf meiner Bogenspitze. Da mussten glaub ich alle im Konzert lachen.
Haben Sie ein Ritual vor jedem Auftritt?
NA: Das ist das unterschiedlich was man grade spielt, und auch in welcher Form man ist. Aber ich brauche schon meine Ruhe, ich darf auch nicht zu viel gegessen haben, ich esse immer nur vier bis fünf Stunden vorher.
Wenn Sie nicht Musiker geworden wären, was wären Sie dann?
NA: Das weiß ich nicht. Ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen.
Was bedeutet das diesjährige Thema „Creatio“ für Sie?
NA: Ich glaub „Creatio“ heißt Selbstverantwortung übernehmen. Es gibt generell in unserer Gesellschaft ein großes Manko an Eigenverantwortung. Eigenständig zu sein, Eigenes zu denken und eigenständig zu handeln. Das Bewusstsein, hier auf dem Planeten zu leben und keinen Müll zu hinterlassen, das finde ich zum Beispiel besonders wichtig. Wenn wir das Glück haben, hier auf diesem Planeten geboren zu sein, oder hier zu leben, dann sollten wir ihn auch sauber verlassen. Wir zerstören mit unseren Unmengen von Müll das Geschenk, das wir bekommen haben. Es gibt auch eine Verunreinigung der Gehöre in der Gesellschaft, und es gibt auch große Manipulation von zum Beispiel PR-Maschinen. Viele Leute wollen etwas „gut hören“ was ihnen als „gut“ vorgehalten wird. Es gibt einfach viel zu wenig eigenständige Hörer die sich eine eigene Meinung bilden können. Wenn also jemand Berühmtes sagt, das muss man so spielen, dann gibt es viele Menschen die nur mit dem Kopf nicken und das machen.
Dieser Text entstand beim Cre@tive Media Jugend Camp Kammermusikfest Lockenhaus. Die Teilnehmerinnen sind zwischen 13 und 16 Jahre alt. Das Interview führten: Lilith und Simona.
Das Kammermusikfest Lockenhaus dauert bis 14. Juli – www.kammermusikfest.at
Bild: Cre@tive Media Jugend Camp