Junge Texter und die Sicht eines alten Meisters
KAMMERMUSIKFEST LOCKENHAUS
04/07/18 Alfred Brendel wird seine Sicht auf Franz Schuberts späte Klaviersonaten darlegen, Alexander Lonquich und Herbert Schuch werden sie spielen: eine Facette vom diesjährigen Kammermusikfest Lockenhaus, das morgen Donnerstag (5.7.) beginnt. Herbert Schuch ist übrigens Lockenhaus-Debütant.
Nicht nur über Schubert wird Alfred Brendel referieren. In einer Masterclass wird der Blick auf Beethovens Sonate op. 90 gerichtet (auch da spielt Herbert Schuch), und „Mozart spielen“ wird auch ein Thema ein.
2012 wurde dem Cellisten Nicolas Altstaedt auf Vorschlag von Gidon Kremer die künstlerische Leitung des Festivals (das heuer bis 14. Juli dauert) übertragen. In dieser Ecke von Österreich ist Altstaedt übrigens auch dirigierend umtriebig, denn 2015 übernahm er auf Wunsch von Adam Fischer die künstlerische Leitung der Haydn Philharmonie. Den Titel „Creatio“ hat Altstaedt dem diesjährigen Programm gegeben. In den 27 Veranstaltungen in der Burg und der Pfarrkirche wird man dem Lockenhauser Publikum schon vertrauten Künstler wie Vilde Frang (Violine), Andreas Ottensamer (Klarinette), Alexander Lonquich (Klavier), Eberhard Feltz (Meisterkurse) oder die progressive Strings Vienna BartolomeyBittmanm hören. Zum ersten Mal in Lockenhaus zu Gast sind spannende Persönlichkeiten wie die norwegische Improvisationskünstlerin Maja S.K. Ratkje, die Pianisten Herbert Schuch und Gülri Ensari, die Sopranistin Katharina Konradi, der Cellist Maximilian Hornung und das preisgekrönte junge britische Heath Quartet, das einen Zyklus aller Streichquartette von Jörg Widmann vorbereitet hat.
Der australische Komponist Jakub Jankowski präsentiert sich mit einer europäischen Premiere, Improvisationskünstlerin Maja S.K. Ratkje lässt ihre Werke in und für Lockenhaus entstehen und Frank Danksagmüller untermalt gemeinsam mit ARD Preisträger Johannes Fischer mit Stimme und Liveelektronik den Stummfilm „Der Golem, wie er in die Welt kam“ (1920).
Als „programmatisches Experiment“ wird deklariert, dass Nicolas Altstaedt die Programmverantwortung für wenige Tage in die Hände der Künstler legt. „Da werden Entscheidungen zur Werkwahl in den Minuten vor Druckschluss liegen“, heißt es. Aber das war ja schon die Intention von Gidon Kremer, der das Festival 1981 gemeinsam mit dem Musik-affinen Pfarrer Josef Herowitsch (gest. 2014) gegründet hat. Da gab's im Regelfall „musikalische Überraschungspakete“ – damals ein Alleinstellungsmerkmal.
Seit dem Vorjahr ist Geza Rhomberg Geschäftsführer des Lockenhauses Festivals (und mit Nicolas Altstaedt auch als Orchesterdirektor der im Eisenstädter Schloss Esterhazy beheimateten Haydn Philharmonie verbunden). Salzburger kennen ihn als langjährigen Geiger in der Camerata. „Ich hatte selber als junger Geiger zu Zeiten Gidon Kremers in den 1990er Jahren unvergessliche Konzerterlebnisse in Lockenhaus“, erinnert sich Rhomberg. Damals hatte Kremer die Camerata eingeladen. Von einer „langjährigen, persönlich emotionellen Verbundenheit zu dem Festival“ spricht Rhomberg.
Ein Akzent heuer ist das Cre@tive Media Jugend Camp, eine Kooperation mit dem ORF Burgenland und den Partnern MediaLab des Mozarteum Salzburg. Die Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren (die tatsächlich in einem Zeltcamp übernachten) erhalten praxisnahe Einblicke in die Medienarbeit von heute mit Schwerpunkt Social Media. Die Campleitung hat Judith Zingerle (Marketing & Social Media), Referenten sind unter anderem die Musikjournalisten Marco Frei und Derek Weber, Sebastian Frisch (Mozarteum Medialab) und die Bloggerin Anna Laura Kummer (Bloggerin). (dpk-krie)