Ein Feuerwerk des Ziergesangs
REST DER WELT / MÜNCHEN / DON PASQUALE
07/11/12 Das Münchner Gärtnerplatztheater kann sich glücklich schätzen, die einst auch an diesem Haus gefeierte Brigitte Fassbaender als Regisseurin für seine erste Opern-Neuproduktion dieser Spielzeit (im Cuivilliéstheater) gewonnen zu haben.
Von Hans Gärtner
Ein einziger Gewinn ist diese Spielleitung: blitzgescheit, komisch ohne billige Turbulenzen, jeder Note von Donizettis sprühenden Klängen folgend. Ein feurig-pfiffiger „Don Pasquale“ ist zu genießen, am Brennen gehalten von prächtig geölten jungen Kehlen des artifiziell ausgewiesenen Ziergesangs. Ein Abend der guten Laune, ein Hör-, Fühl- und Schauvergnügen. Das Publikum ist schon während des Abbrennens des von Jung-Spund Marco Comin am Pult des rege, nur gelegentlich etwas zu banal-direkt aufspielenden Staatstheaterorchesters entzündeten Feuerwerks, erst recht aber nach dem Schluss-Knall, aus dem Häuschen.
Die Geschichte ist gar nicht simpel, die Verwicklungen sind durchschaubar gehalten: Alter Geizkragen missgönnt jungem Neffen hübsches Ehe-Weibchen, will es für sich, kriegt es auch, aber nur mit der Absicht der listenreichen Eingeweihten, den Alten zu prellen und dem Liebespaar zum Lebensglück zu verhelfen. Die Titelpartie spielt und singt Franz Hawlata mit süffigem Bass – durchaus an manchen Stellen schludernd – in seiner angeboren komödiantischen Art vortrefflich. Sein sadistischer Ratgeber Malatesta ist bei Mathias Hausmann und seinem kernigen Kavaliersbariton in guten Händen. Brigitte Fassbaenders Idee, ihn zum Zahnarzt zu machen: glänzend. Dadurch bebildert sie, unter stummer Mitwirkung eines von der Wartezimmerdecke hängenden Engels, possierlich die Ouvertüre.
Umwerfend das knackige Liebespaar. Anja-Nina Bahrmann leiht der verschlagenen Norina ihren beherzten, auch in extremen Lagen und bei waghalsigen Koloraturen bombensicheren Sopran – ausbaufähig zu einer „Traviata“ der Sonderklasse. Das Zusammenspiel mit ihrem, ach, so unnütz ins Leid des Liebesverlustes gestürzten Ernesto namens Bogdan Mihai war reine Wonne. Der gebürtige Rumäne kann sich auf seine ausgeklügelte Belkanto-Technik verlassen. Im teils nervig eckigen, eher faden als von der Heiterkeit aus Musik und Kunstgesang angeregten 1950er-Jahre-Bühnenbild und in überkandidelten Kostümen (Ausstattung: Bettina Munzer) agierte der kleine, aber feine Gärtnerplatztheaterchor.