Der Oscar-Preisträger spielt den Kaiser
REST DER WELT / MÜNCHEN / GÄRTNERPLATZTHEATER
08/10/12 Das Münchner Gärtnerplatztheater ist derzeit im Exil, weil es drei Jahre lang saniert wird. Donizettis „Don Pasquale“wird ab 25. Oktober im Cuvilliéstheater gespielt. Für Ralf Benatzkis Operette „Im weißen Rössl“ geht man ins Deutsche Theater in München-Fröttmaning. Premiere ist am 11. Oktober.
Von Hans Gärtner
„Das mach ich aus purer Freundschaft“, sagt Weltstar Maximilian Schell, um fast gleichzeitig zu bekennen, dass er, Schauspieler, Regisseur und Buchautor, sich für die Rolle des Kaisers Franz Joseph „falsch“ finde. Schell und Neu-Intendant Josef E. Köpplinger – zuletzt in Intendant in Klagenfurt – sind seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden. „Ich bin oft bei ihm in Klagenfurt am Theater gewesen“, lässt der 81jährige Oscar-Preisträger die versammelte Presse im Fröttmaninger Proben-Zelt wissen – einem der Ausweichquartiere des die nächsten drei Jahre zu sanierenden Staatstheaters am Gärtnerplatz. „Wir kennen uns und wir lieben uns.“
Eine gute Basis für gedeihliche Zusammenarbeit, wenn Superstar und Spielleiter (klar, dass Köpplinger seine erste Münchner Saison selbst eröffnet) gut miteinander können. Der Österreicher (neben Nikolaus Bachler, Staatsoper, und Martin Kusej, Staatsschauspiel der dritte im Leitungs-Bunde von Münchner Großbühnen) hat Ralph Benatzkys Singspiel „Im Weißen Rössl“ (1930) als Einstieg gewählt. Die Proben laufen wie am Schnürl, die Presse kriegt ein bisserl was mit von Köpplingers Stil, seiner neuen Mannschaft und seinen sprühenden Ideen. Die halten sich, was die „Modernität“ betrifft, in Grenzen. Viel Salzkammergut-Lustigkeit kommt rüber, wenn die jungen, spritzigen Protagonisten beiderlei Geschlechts singen, spielen, tanzen und Witze reißen, was das Zeug hält. Unter den Darstellern: Maximilian Schells „neue“ Lebensabschnittsbegleiterin, die um 48 Jahre jüngere Opernsängerin Iva Mihanovic.
Alles ist bei der für die Presse zugänglich gemachten Probe gespannt auf den Auftritt Maximilian Schells. Das Völkchen von St. Wolfgang, Urlauber und Einheimische, die Wirtin, ihr Oberkellner, der schöne Sigismund – ach, zuletzt war man doch noch am Chiemsee, um das Stück in vollen Zügen auf der Seebühne zu genießen … Da spielte Ernst Marischka den Kaiser. Auch keine schlechte Wahl. Maximilian Schell erledigt die Partie mit links. Er lächelt gütig in die Runde, wirkt ein bisserl angespannt und mitgenommen, verabschiedet sich bald mit dem historisch verbürgten Spruch Kaiser Franz Josephs: „Es war so schön. Es hat mich sehr gefreut.“
Das werden bestimmt auch die Besucher sagen, die sich das „Weiße Rössl“ in Fröttmaning nicht entgehen lassen. Sie müssen aber Glück haben, Maximilian Schell als Kaiser zu erleben, denn er wird nicht jede der insgesamt 30 Aufführungstermine wahrnehmen (und durch Franz Wyzner ersetzt werden).