Bürger und Ehemann
REST DER WELT / GARMISCH-PARTENKIRCHEN / RICHARD STRAUSS-FESTIVAL
15/06/11 Nicht nur Innsbruck, auch Garmisch-Partenkirchen und das dortige Strauss-Festival liegen Brigitte Fassbaender besonders am Herzen. Mit einer konzertanten Aufführung der selten gespielten Oper „Intermezzo“ war wohl der Höhepunkt des Festivals erreicht.
Von Wolfgang Stern
Strauss als Komponist und Librettist, als Selbstdarsteller seines überaus temperamentvollen Ehelebens, das konnte man beim letzten Festival auf hohem Niveau erleben. Ein Festival, das leider von Österreich aus – betrachtet man die Kennzeichen der Autos – nicht so stark angenommen wird. Mehr als vierzig Jahre hat Strauss in dieser so schönen Gegend rund um die Zugspitze gelebt und in Garmisch zu seinem 85. Geburtstag die Ehrenbürgerschaft erhalten. Richard Strauss holte sich seine kreativen Einfälle nicht selten aus dem Alltag. Das Thema des diesjährigen Festivals war entsprechend gewählt, „Richard Strauss als Bürger und Ehemann“.
Die nicht so oft gespielte Oper „Intermezzo“ wurde 1924 unter Fritz Busch in Dresden uraufgeführt. Eine von Anfang an packende Musik, die fließt, meist in hohen Tempi enorme Ansprüche an alle Beteiligten stellt. Vor allem die grandiosen Zwischenspiele können bei entsprechender Umsetzung mitreißen - und das war in dieser konzertanten Aufführung im Festsaal des örtlichen Kongresshauses der Fall. Das Münchner Rundfunkorchester unter Ulf Schirmer ist nach wie vor eines der besten europäischen Rundfunkorchester.
Ein Glücksfall war die Verpflichtung der in der Stuttgarter Oper engagierten Sopranistin Simone Schneider als Christine - überzeugend, technisch beeindruckend und immer den Stimmungen des Inhaltes angepasst. Markus Eiche gab sich keine Blößen als ihr Ehemann, die Einspringerin Martina Welschenbach als Kammerjungfer Anna war mehr als Ersatz und auch in den anderen Rollen wurde auf hohem Niveau musiziert. Die Festivalchefin ließ es sich nicht nehmen, kleine Sprechrollen - als kleiner Franzl, Stubenmädchen, Hausmädchen oder Köchin – selbst mit viel Witz wiederzugeben.
Mitglieder der Staatskapelle Berlin leisteten als 14-köpfiges Salonorchester unter Cord Garben einen Beitrag mit Strauss-Bearbeitungen von Stücken verschiedener Zeitgenossen, meist aus den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Ebenso gut wie dieses Konzert ist auch Stefan Mikisch mit seinem moderierten Konzert zum „Heldenleben“ angekommen. Als Abschluss des Festivals 2011 dann das Original von der Brussels Philharmonic unter Michael Tabachnik mit Charme und Können interpretiert.
Was tat sich sonst noch an diesen Tagen in Garmisch-Partenkirchen? – Es gab weitere Orchesterkonzerte. Dass auch noch andere Komponistennamen auf dem Programm standen, darüber waren nicht alle Strauss-Fans glücklich waren. In Bayreuth werde auch nur Wagner gespielt, argumentieren die Fanatiker unter ihnen.
Cheryl Studer gab einen gut besuchten Gesangs-Meisterkurs, Janina Baechle einen Liederabende. Brigitte Fassbaender las aus dem Briefwechsel zwischen Pauline und Richard Strauss.