Spargel, Tennis, Leuchtturmliebe
REISEKULTUR / NORDWESTLICHES ISTRIEN 3 / KÜSTE
30/04/15 Von Buje aus gesehen sind die wehrhaften Städtchen oder preisgekrönten Bauern an den Wein- und Olivenöl-Straßen genau so nahe, wie die kulinarischen und sportlichen Hochburgen an der Küste des nordwestlichen Istrien. Reiche kultur-historische Spuren bis in die Antike zurück sind vorhanden. Hier aber punkten Tennis und Golf. Und hoch kulinarisch geht es überall zu in Istrien.
Von Heidemarie Klabacher
Bis 15. Mai dauern offiziell die „Istrischen Spargeltage“. Der zarte und zartbittere Wildspargel taucht denn auch in diesen Tagen geradezu leitmotivisch auf Speisekarten, Tellern und Plakatwänden auf. Genau wie Muscheln und Tintenfisch am Anfang oder Pilze und Trüffel am Ende des Jahres. Olivenöl und Wein geben den Grundton vor. Der „Genuss-Kalender“ Istriens weist keine Leerstellen mehr auf. Touristiker, Erzeuger und Restaurantbetreiber arbeiten perfekt zusammen und feilen akribisch am Bild der „Genuss-Region“.
Der Blick in die Küche, Töpfe und Pfannen in der Villa Romantica „La Parenzana“ von Guido Schwengersbauer, dem aus Hallein stammenden Gastwirt und früheren Tourismus-Chef von Istrien, fällt auf handgerollte Pljukanci-Nudeln in Wildspargelsoße oder ebenso handgemachte Ravioli mit überwältigendem Trüffelaroma. Eine Abwasch voller frischen Wildspargels ist im Nu wieder leer – das zarte Grün restlos verarbeitet.
Nun sei aber das Basislager dieser Fahrten, die Villa Parenzana in Volpija bei Buje, einmal nicht Richtung Hügel im Nordosten sondern in Richtung Meer im Nordwesten verlassen.
Direkt an der Küste, am Golf von Piran, fährt man auf der Trasse der Parenzana, der aufgelassenen k.k.-Schmalspurbahn, an den Salinen von Sečovlje vorbei.
Das ist eine maritime Industrielandschaft von archaischer Anziehungskraft. Die kleinen Gebäude mit den intakten roten Dächern gehören zum Salinenmuseum. In einem gegenüber „früher“ winzigen Ausmaß wird dort unten noch immer Salz erzeugt – und touristisch virtuos vermarktet.
Der kleine schnurgerade Bach Dragonja zu Füßen der steinigen und grasbewachsenen Bahntrasse ist hier der „Grenzfluss“ zwischen Slowenien und Kroatien.
Zwischen Salz und Spargel? Ist man „seinerzeit“ im Frühling aus der langsam dahintuckernden Parenzana ausgestiegen um Wildspargel zu pflücken, wie im Herbst anderswo an der Strecke Apfel und Beeren? Dario Penco von der Fremdenverkehrsgemeinschaft der Stadt Umag jedenfalls zeigt nach kurzem Suchen auf einige der dünnen Spargeltriebe. Man staunt: Spargel auf freier Wildbahn. Tatsächlich aber ist es nicht nichts Besonderes. Der Wildspargel wächst hier überall.
„Hoch“ ist in diesen Gefilden relativ. Auch hier an der Küste windet sich die Bahntrasse/Straße steil bergauf. Und mit dem Blick hinunter auf Null Meter und das Meer können auch hundert Meter Seehöhe einen gehörigen Effekt machen. Crveni vrh, der Rote Berg, ist eine Art Hügelkette. Hier kurz vor Savudrija/Salvore am äußersten Zipfel des Nordwestlichen Istrien liegt im Ortsteil Alberi der sehr respektvoll in die Landschaft integrierte Golfclub „Golf Adriatic“.
In Istrien mangelt es nicht an Wasser. Das Gefühl von Unangemessenheit angesichts blühender und grünender Golf-Paradiese in trockenen Gebieten stellt sich hier nicht ein. Auch der Architekt des nur in Golf-Schlag-Weite entfernt gelegenen „Kempinski Hotel Adriatic“ scheint etwa die Farbe des Fassadensteins sehr aufmerksam der umgebenden Natur abgeschaut zu haben.
Im Hafen von Savudrija/Salvore bekommt man endlich ein Fotomotiv vor die Linse, ohne das kaum ein Prospekt Nordöstliches Istrien auskommt: jene wackelig wirkenden dünnen Stangen, auf denen die Fischerbote zwei drei Meter über dem Meer aufgehängt sind. Im Abendrot natürlich. An diesem Abend ist es diesig und es hängt auch nur ein Boot da. Dennoch ist es ein stimmungsvoller Augenblick. So ruhig und friedlich wird es nicht sein, wenn der umliegende Campingplatz bevölkert ist.
Im Leuchtturm von Savudrija/Salvore können Zimmer gemietet werden. Die Geschichte, dass Fürst Metternich (ja der vom Wiener Kogress und der Neuordnung Europas) im Leuchtturm von Savudrija (s-)eine junge Geliebte getroffen habe, wird von den Touristikern wacker kolportiert, wenn auch mit einem allfällige historische Unschärfen entschuldigenden Unterton.
Toni, der in Wirklichkeit Ivan Paoletiċ heißt, muss sich für Nichts entschuldigen. Im „Restaurant Toni“ in Savudrija/Salvore speist man besser als jeder Fürst. Obwohl - oder vielleicht grade weil – Toni auf alle Hauben-Ehren bewusst verzichtet und lieber kocht, wie es der Augenblick und die regionalen Produkte ihm eingeben. Von seiner Seezunge mit Brennesel in einer knusprigen Blätterteig-Canneloni auf Tomatensoße träumt man noch tagelang. Vor allem von der Tomatensoße. Zwei Hauben erkocht hat sich Marina Gashi in ihrem angenehm unprätentiösen Lokal „Marina“ im Yachthafen von Novigrad/Cittanova.
Golf spielt man „oben“ in Savudrija/Salvore auf dem Hügel, Tennis ein wenig weiter südlich in Umag/Umago „unten“ an der Küste: Die moderne „Umag Tennis Academy“ mit 26 Plätzen und jedem nur erdenklichen Angebot Kurse und Unterbringung betreffend, liegt zwischen Pinien direkt am Meer. Gleich neben an sind die Könner am Ball in im ATP-Stadion. (Ende)