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Was der Brillen-Teufel alles anschauen darf

REISEKULTUR / 10 JAHRE STIFT ADMONT

29/03/13 Die alten steirischen Apfelsorten hat ein an agrarischen Fragen interessierter Pater aus Wachs nachgebildet. Ausgestopfte Tiere stehen in jenen Schaukästen, die selbst „museumsreif“ sind. Aber die Admonter Museumslandschaft hat auch hypermoderne Abteilungen.

124Wenn es in der jüngsten Presseaussendung des Stiftes zum Zehn-Jahre-Jubiläum des neu gestalteten Museums heißt, es sei das „kontrastreichste Privatmuseum Österreichs“, ist das wohl nicht übertrieben. Wo hat man sonst schon den Barock auf der einen und eine imponierende Schausammlung zeitgenössischer Kunst nebeneinander, ein Naturkundemuseum von Rang – und natürlich die barocke Stiftsbibliothek. Sie gilt als die größte Klosterbibliothek der Welt – nicht nach Büchern, sondern den Ausdehnungen des 1776 fertiggestellten Sales nach.

126Die bronzefarbenen Skulpturen von Thaddäus Stammel sind ein Blickfang, und der Teufel mit den Augengläsern wohl jene Figur, die den Besuchern am Nachhaltigsten in Erinnerung bleibt. In drei großen Arbeitsphasen während der Jahre 2004 bis 2008 wurden alle Bestände aus Stein und Metall, die Deckenfresken, der gesamte Skulpturenschmuck sowie sämtliche Bestandteile aus Holz restauriert. Der gesamte Buch-Bestand von etwa 70.000 Stück wurde gereinigt und auf sein e Schäden hin untersucht. Über 5.000 Bücher wurden restauriert.

„Vielfalt“ ist das Thema der Jubiläumsausstellung anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Museums im Stift Admont. Auf 3.600 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind unter einem Dach vereint: Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart, ein historisches Naturhistorisches Museum, ein Kunsthistorisches Museum, Sonderausstellungen und eine multimediale Stiftspräsentation.

122Die barocke Säulenhalle bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung. Pläne, Fotos und multimediale Präsentationen geben einen Einblick in die jüngste Bau-, Museums- und Sammlungsgeschichte. Hier werden auch die ersten Ankäufe gezeigt, die den Grundstock für die 1997 begonnene Sammlung von Gegenwartskunst bilden: Werke von Hubert Schmalix und Werner Reiterer. Im Jahr 2000 wurde die MADE FOR ADMONT-Schiene ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um vom Stift in Auftrag gegebene Gegenwartskunst mit ortsspezifischen Bezügen.

121Es ist unterdessen ein ergiebiger und vor allem repräsentativer Streifzug durch die österreichische Gegenwartskunst möglich. Der Gedanke, die Kunst unserer Zeit in das Stift zu holen, sie mit den historischen Sammlungen und den Anliegen des Klosters in Verbindung zu setzen, hat sich rasch durchgesetzt. „Im Stift Admont leben und wirken Gegenwartsmönche, sind Gegenwartsmenschen beschäftigt“, sagt der Kurator Michael Braunsteiner. Entsprechenden Stellenwert habe das Sammeln zeitgenössischer Kunst. Derzeit hat die Sammlung rund tausend Kunstwerke von 180 überwiegend österreichischen Künstlerinnen und Künstlern der jüngeren und mittleren Generation.

Eine weltweite Besonderheit der Sammlung sind die grundsätzlich für sehbehinderte und blinde Menschen konzipierten Kunstwerke. 25 Künstler haben im Auftrag des Stiftes Admont seit 2002 Werke für die Sammlung „Jenseits des Sehens – Kunst verbindet Blinde und Sehende“ geschaffen. Eine Auswahl dieser Werke wird heuer im Erdgeschoss, in der Stiftsbibliothek und im Gartenbereich gezeigt.

127Direkt Bezug auf die Bibliothek nimmt die Ausstellung im Handschriftenraum. Unter dem Titel „Bibliotheca universalis“ geht es um die Vielfalt einer mittelalterlichen Büchersammlung. In den letzten Jahren nie gezeigte Handschriften, vorwiegend aus der Zeit vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, spiegeln die inhaltliche Vielfalt der neuzeitlichen Bibliothek gleichsam in deren mittelalterlichen Wurzeln. Darunter sind sowohl charakteristische Beispiele für qualitätsvolle Erzeugnisse des Admonter Skriptoriums als auch buchkünstlerisch hervorragende „Importe“ aus dem süddeutschen, französischen und italienischen Raum.

125Weingenießer haben die Gelegenheit zur Degustation der hoch dekorierten Weine des Stiftes Admont. Sie kommen aus dem in Nordslowenien gelegenen stiftischen Weingut DVERI-PAX.

120Das Kunsthistorische Museum beinhaltet bedeutende Exponate von der Romanik bis zum Barock, Gemälde, Skulpturen, Textilien und viele andere Objekte aus der Paramenten- bzw. Kunstkammer des Stiftes Admont. Die dortige schon traditionelle „Künstlerische Intervention“ wurde unter dem Titel „The Placebo Macclesfield Psalter“ von Emil Siemeister in Form eines imposanten Leuchtraumes vorgenommen. Das Rohmaterial für seine speziellen Transformationen stammt aus dem Originalbuch „Macclesfield Psalter“, 14. Jhdt, Fitzwilliam Museum in Cambridge.

Das Naturhistorische Museum, in dem sich ebenfalls MADE FOR ADMONT-Stationen finden, wurde nach dem verheerenden Stiftsbrand im Jahr 1865 vom erst 20-jährigen Admonter Benediktinerpater Gabriel Strobl in den Jahren 1866 bis 1906 neu errichtet. In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit baute Strobl eine riesige Insektensammlung mit rund 252.000 Exemplaren auf. Allein der Bestand an Zweiflüglern zählt mit mehr als 50.000 Objekten zu den bedeutenden Kollektionen Europas. Durch eigenes Sammeln, Tausch, Ankauf und in Form von Schenkungen erwarb Pater Gabriel Strobl in seiner 44jährigen Tätigkeit jene Sammlungsbestände, die heute im zum Teil neu konzipierten Naturhistorischen Museum zu bestaunen sind.

Das Museum Stift Admont ist bis November täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Bibliotheksführung täglich um 10.30 und 14 Uhr – www.stiftadmont.at
Bilder: Stift Admont

 

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