Anton Bruckner ganzheitlich erleben
REISEKULTUR / BRUCKNERFEST / GERGIEV
01/10/18 Drei Sinfonien Anton Bruckners im Stift St. Florian mit den Münchner Philharmonikern unter Valery Gergiev. In der Gegend kann man von Bruckner sowieso nicht zu wenig kriegen.
Von Wolfgang Stern
Bruckner zu entkommen, ist im Raum um das Stift St. Florian ganz unmöglich. So befindet sich das Geburtshaus des Meisters unweit vom Stift in Ansfelden. Es steht jetzt in Verwaltung der oberösterreichischen Landesmuseen. Leider gibt es da noch keine Kooperation mit dem Brucknerfest. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass während der Konzertserie, zumindest in St. Florian, das neu gestaltete Geburtshaus geöffnet ist.
Doch hier fehlt noch ein kleiner Gedankengang des Veranstalters. Nur über Umwege schaffen es ein Japaner, eine deutsche Gruppe und ich mit Bekannten, die nette Dame ausfindig zu machen, die öffnen kann. Es lohnt sich.
Eine Führung durch das Stift bringt weitere Einblicke, besonders aber den Zugang zum Sarkophag, der sich genau unter der Orgel, nach dem Wunsch Bruckners, befindet. Und dann noch die berühmte Brucknerorgel. Im ersten von drei Konzerten der Münchner Philharmoniker unter ihrem Chefdirigentgen Valery Gergiev in der Stiftskirche spannte man vor die ersten sinfonischen Klänge Orgelmusik: Martin Haselböck startete mit Bachs Toccata und Fuge d-moll, BWV 565, ehe er mit einer eigenen Orgelimprovisation über Themen aus der 2. Sinfonie zum ehemaligen musikalischen Hausherrn überleitete.
Valery Gergiev und die Münchner Philharmoniker sind gerade in einer Bruckner-Phase, im Vorjahr begann Gergiev mit einem Zyklus in St. Florian, dort sollen alle Symphonien gespielt und mitgeschnitten werden. Die Erste und die Dritte gibt es schon auf CD, die Vierte wurde im Münchner Gasteig aufgenommen. Im eigenen Label der Münchner Philharmoniker (MPHIL) soll bis 2020/21 der gesamte Sinfonienreigen veröffentlicht sein. Übrigens: Auf der Website der Münchner Philharmoniker heißt es, kein Orchester habe die Vierte so oft eingespielt wie dieses Orchester.
Und nochmal zurück auf touristische Pfade: Wo andere auf markierten Wanderwegen Schautafeln aufstellen, auf denen man Wissenswertes über Fauna und Flora mitgeteilt bekommt, sind in dieser Gegend Bruckners Werke das Thema: Der „Sinfoniewanderweg“ zwischen Ansfelden und St. Florian ist 9,2 Kilometer lang, zweieinhalb bis drei Stunden sollte man einplanen. Über die Bruckner-Symphonien dort nicht nur zu lesen, sondern auch kurz hinein zu hören ist heutzutage mit dem Smartphone kein Problem.