Vivaldi und Rossini als farbenfrohe Puzzles
SALZBURGER FESTSPIELE PFINGSTEN 2025
08/11/24 Nach Rom und Sevilla hat Cecilia Bartoli, Künstlerische Leiterin der Pfingstfestspiele, bereits imaginäre Städtereisen unternommen. Der nächste Trip ist kürzer, von 6. bis 9. Juni 2025 sind Klänge der Serenissima angesagt. Venedig also. Cecilia Bartoli zitiert Nietzsche, der die Bedeutung Venedigs für die Tonkunst so auf den Punkt brachte: „Wenn ich ein anderes Wort für Musik suche, so finde ich immer nur das Wort Venedig.“
Von Reinhard Kriechbaum
Eine ganz neue Oper diesmal, aber doch eine durch und durch von Vivaldi. Aus dessen unübersehbarem Schaffen zieht Regisseur Barrie Kosky das szenische Opernpasticcio Hotel Metamorphosis. „Bevor sich das Copyright als Rechtsbegriff etabliert hatte, bevor gedruckte Noten für viele zugänglich wurden und bevor Aufnahmegeräte erfunden waren, sah man die Wiederverwendung von Musik bestimmter Komponisten in einem neuen Kontext nicht als strafbares Plagiat an, sondern als Kompliment“, sagt dazu Cecilia Bartoli. „Dies war der einzige Weg, sie zu erhalten, da jede Musik nach wenigen Aufführungen für immer von den Spielplänen verschwand, also nicht wieder gehört werden konnte. In dieser Tradition ist unser Projekt als große Hommage an den Opernkomponisten Vivaldi zu verstehen.“ Lohnende Nummern für Primadonna Cecilia werden sich da leicht finden. Orpheus ist Angela Winkler. Weitere Vokalisten: Varduhi Abrahamyan, Lea Desandre und Philippe Jaroussky. Es spielen Les Musiciens du Prince – Monaco unter Gianluca Capuano.
Ein weiteres, freilich konzertantes Pasticcio gilt am Pfingstmontag Rossini, dessen erste Oper La cambiale di matrimonio in Venedig uraufgeführt wurde. Da war Rossini erst achtzehn jahre alt. Das wird ein Reigen mit Musik aus seinen in Venedig uraufgeführten Opern La scala di seta, L’italiana in Algeri, Tancredi oder Semiramide. Die prominenten Stimmen: Cecilia Bartoli, Mélissa Petit, John Osborn und Ildebrando D’Arcangelo.
„Giuseppe Verdis – in Venedigs Teatro La Fenice uraufgeführte – Oper La traviata habe ich in konzertanter Form ausgewählt, um die in oder für Venedig entstandene Musik des 19. Jahrhunderts zu vergegenwärtigen, erklärt die Bartoli. In Venedig war die Oper immer schon daheim, das weltweit erste Opernhaus wurde hier eröffnet. Nadine Sierra, Piotr Beczala und Luca Salsi singen die Hauptrollen am Pfingstsonntag.
Fünfzig gemeinsame Jahre verbanden John Neumeier mit dem Hamburg Ballett, das inzwischen sogar seinen Namen trug. Und sechsmal gastierte die Compagnie in dieser Zeit in Venedig, natürlich im Teatro La Fenice, aber auch auf dem Markusplatz. John Neumeier nimmt im Rahmen einer groß angelegten Werkschau nach Abschluss seiner Intendanz die Ballettkreation Tod in Venedig wieder auf. Mit Musik von Bach und Wagner zur gleichnamigen Novelle von Thomas Mann, bekannt durch Luchino Viscontis Film, schlägt Neumeier die für ihn so typischen Brücken zwischen Epochen und Kunstsparten.
Venedig ist die Geburtsstadt von Luigi Nono, und so schleicht sich in die Pfingsfestspiele auch ein Programm, das man eher in der sommerlichen Ouvertüre spirituelle suchen würde: Markus Hinterhäuser konzipierte und spielt selbst in einer kammermusikalischen Matinee mit Wagners Wesendonck-Liedern sowie Nonos ...sofferte onde serene... sowie mit Werken von Alban Berg und Salvatore Sciarrino. Es singt Matthias Goerne.
Schließlich noch ein geistliches Programm, mit Monteverdis Marienvesper. 1613 wurde Claudio Monteverdi zum Maestro di cappella, also zum Domkapellmeister von San Marco in Venedig ernannt. Damit trat er eine der begehrtesten Positionen im Musikleben Italiens an.Gepaart wird dieses Werk mit Bruno Mantovanis Komposition Venezianischer Morgen nach Rainer Maria Rilkes gleichnamigem Gedicht.