Das Festival unter die Leute bringen
OSTERFESTPIELE SALZBURG 2013 - 2017
08/06/11 Jetzt ist es offiziell: Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle Dresden gestalten ab 2013 die Osterfestspiele Salzburg. Die Festival-Struktur mit zwei Zyklen - mit je einer Oper und drei große Konzerten - wird erhalten bleiben. Dazu kommen „viele Kammerensembles an vielen Orten der Stadt“, das Jugend-Projekt „Kapelle für Kids“ - und ein Auftritt „zu deutlich entspannten Eintrittspreisen“ als „Konzert für Salzburg“.
Von Heidemarie Klabacher
Mit dem „Konzert für Salzburg“ wolle man das Festival „unter die Leute bringen“: „Die Salzburger sollen nicht nur die Leute ins Festspielhaus gehen sehen, sie sollen auch selber hineingehen“, so Andreas Wylezol, der Orchestervorstand der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Dirigieren wird das Sonderkonzert Myung-Whun Chung, der designierte Erste Gastdirigent der „Dresdner“. Solist ist Evgeny Kissin. Dieses Konzert „zu deutlich entspannten Eintrittspreisen“ sehe man als Dankeschön an die Stadt Salzburg, die das Orchester um Ostern herum drei Wochen lang beheimaten werde.
Das Orchester habe „großes Entgegenkommen“ gezeigt, damit dieses „Konzert für Salzburg“ möglich wird, so Bernd Gaubinger, der Geschäftsführer der Osterfestspiele. Tatsächlich arbeite man daran, mit 2013 ein „deutliches Signal bei den Kartenpreisen“ zu setzten, so Gaubinger. Immerhin gelten die Osterfestspiele als teuerstes Festival der Welt. „Eine Preissenkung liegt uns sehr am Herzen.“ Allfällige Senkungen bei den Kartenpreisen könnten sich etwa durch „Synergien durch die Zusammenarbeit mit der Semperoper Dresden“ ergeben, so Bernd Gaubinger.
Die Osterfestspiele werden ihre Opern-Neuproduktionen 2013 bis 2017 mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemanns musikalischer Leitung als Koproduktionen mit der Semperoper herausbringen.
„Die Neuinszenierungen werden jeweils in Salzburg ihre Premiere feiern, dann nach Madrid und nach Dresden an die Semperoper gehen“, so Peter Alward, der Geschäftsführende Intendant der Osterfestspiele. „Die Produktionen könnten auch woanders hin gehen. ‚Das Recht der ersten Nacht’ bleibt aber auf jeden Fall in Salzburg.“ Auch die Besetzungen werde es für Salzburg „eine Exklusivität geben, ohne die sich die Probenphase in Salzburg nicht lohnen würde“, so Alward. „Besetzungen werden ja auch nach dem Raum gemacht.“ Die Semperoper in Dresden ist viel kleiner.
„Es grenzt an ein Wunder, dass es uns gelungen ist, in so kurzer Zeit ein Konzept zu erstellen, das Programm der Semperoper und der Staatskapelle und die Verpflichtungen von Christian Thielemann zu koordinieren“, sagte Ulrike Hessler, die Intendantin der Semperoper heute Mittwoch (8.6.) in der Salzburg-Kulisse bei der Pressekonferenz (mit Vertrags-Unterzeichnung). „Natürlich passen Dresden und Salzburg zusammen, nicht nur weil sie seit zwanzig Jahren Partnerstädte sind“, sagte die Intendantin. Die Sächsische Staatskapelle, die acht Strauss-Opern uraufgeführt hat, sei seit 1923 sie regelmäßig bei den Salzburger Festspielen zu Gast. Auch hätten Michael Schulz und Alexander Polzin - Regisseur und Bühnenbildner des für 2013 geplanten „Parzifal“ - haben eweils Verträge in Dresden: „Da passt auch künstlerisch alles zusammen.“ Künftig das „Schaufenster Salzburg zu haben“, sei ein „Moment der Glückseligkeit“, sagte Orchesterdirektor Jan Nast, der ebenfalls die Exklusivität der künftigen Programme betonte: „Wir werden die Programme, die wir in Salzburg spielen, nicht überall auf der Welt spielen.“
Und Christian Thielemann? „Die Atmosphäre macht Mut und richtig Lust“, sagte der designierte Leiter der Sächsischen Staatskapelle Dresden ab 2012 und der Künstlerische Leiter der Osterfestspiele ab 2013.
Er habe auf den Rat Herbert von Karajans hin seine Kapellmeisterkarriere als Korrepetitor begonnen - ein Weg, auf dem man "die Oper mit der Muttermilch einsaugt“, so Christian Thielemann. Für ihn sei es wichtig, eine Oper von den Sängern her zu besetzen: „Es ist ein Fehler zu sagen, ich will den ‚Othello’ spielen, habe aber keinen Othello. Wenn ich einen Stolzing habe, mache ich eben die ‚Meistersinger’.“ Mit vereinten Kräften werde es gelingen, „für den Parsifal 2013 die perfekte Besetzung zu finden“. Die Titelrolle wird jedenfalls Johan Botha singen, Stephen Milling den Gurnemanz und Wolfgang Koch den Amfortas.
„Das Salzburger Publikum zu Ostern erwarte arrivierte Künstler, erwarte, „die Besten der Besten“ zu hören. „Die schönsten Aufführungen kommen zusammen, wenn man nicht zuviel drücken muss.“ Thielemann, seinerzeit Assistent Herbert von Karajans: „Ich erinnere mich an Karajans Proben, die aussahen, als ob es gar nicht kompliziert sei.“
Das Schwierigste seien, so Thielemann, bekannte Stücke, die auch deswegen anspruchsvoll seinen, „weil sie das Publikum eben kennt“. Mit ihnen trete man in Konkurrenz „auch zu großen toten Kollegen“: „Zum Glück sind wir alle im richtigen Alter: Wir haben schon soviel Erfahrung, dass wir nicht mehr zu viele Dummheiten machen, sind aber noch jung genug, für Überraschungen.“