Keine Angst vor dem Kontrabass-Gewitter
CAMERATA SALZBURG / ANTONINI
19/04/10 Giovanni Antonini hat als Blockflötist und auch als Leiter des Ensembles "Il giardino armonico" den Ruf eines Rabauken: Klangrede mit allen Mitteln. Das ist aber nur eine Seite dieses auch sehr stilbewussten Musikers.Von Reinhard Kriechbaum
Am Freitag (16.4.), im vorletzten Abonnementkonzert dieser Saison, durfte man eine ganz andere Seite von Giovanni Antonini kennen lernen. Gierten nicht gerade Rossinis Streichersonaten nach temperamentvollem Zugriff? Antonini hat vom ersten Takt an die Tempi ganz sorgsam in Zaum gehalten, den vibratolosen Streicherklang (ohne Bratschen) als ein so zartes Gewebe aufgplättet, dass man all der Fäden die das zwölfjährige Wunderkind in diese brillant-flüssige Sätzen verwoben hat, recht plastisch gewahr wurde.
Umso deutlicher kam heraus, dass Rossini seinem damaligen Mäzen, einem Bassgeigen-Dilettanten, etwas in die Finger geschrieben hatte, an dem sich dieser so recht dilettieren - als: erfreuen - hat dürfen. Die liebevoll markierten "Antaucher" seitens der Bässe halten diese Musik ja dauernd in Schwung. Im Schlusssatz - "La Tempesta" hat Josef Radauer ein ordentliches Donnergrollen hören lassen dürfen. Aber auch im vermeintlichen "Gewitter" prasselte das Synkopenthema denkbar fein und zart.
Giovanni Antonini kommt vom Blasinstrument her, und das hörte man auch der Wiedergabe von Schuberts Fünfter Symphonie an. Mit reduzierter Streicherzahl gewinnt zwangsläufig der Bläsersatz an Gewicht. Auch da möglichst wenig Streicher-Vibrato, daher zusätzliches Licht auf die Bläser.
Ein stilbewusstes, aber unaffektiertes Musizieren hat diesen Abend als Ganzes bestimmt, auch Mozarts Klarinettenkonzert. Wolfgang Klinser hat es weich, immer mit "singendem" Ansatz gespielt, mehr als ein primus inter pares als ein sich mit Extravaganz einbringender Solist. Dass Giovanni Antonini, der "hauptberufliche" Blockflötist, weiß, was sich ein Solist wünscht, verstand sich ebenso wie das konstruktive Engagement der Camerata-Musiker für ihren Ersten Klarinettisten.