Die Neue Welt in alter Frische
MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGSMATINEE
16/01/12 Bei ersten beiden Sonntagsmatineen dieser Spielzeit hat sich das Mozarteumorchester quasi als Originalklang-Ensemble von Weltrang präsentiert. Letzten Sonntag (15.1.) trat es unter dem Stab von Michael Schönwandt als großer Romantischer Klangkörper ebenso überzeugend in Erscheinung.
Von Heidemarie Klabacher
Zunächst begleitete das Mozarteumorchester den Geiger Frank Peter Zimmermann bei Beethovens Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61. DAS Violinkonzert schlechthin wurde unter Zimmermanns Bogen zu einem goldfarbenen Erlebnis in Bernstein- und Honig-Nuancen: opulent, kräftig, samtig. Zimmermann spielte die Kadenzen von Fritz Kreisler und ließ sein Publikum den Atem anhalten, so virtuos spielte er mit Mehrstimmigkeit und Polyphonie auf nur vier Saiten. Zauberei.
Dennoch war der eigentliche Höhepunkt des Vormittags die Wiedergabe der Symphonie Nr. 9 e-Moll op. 95 von Antonín Dvorak. Mächtig, klangsinnlich - und doch mit unendlich viel Gespür für kleine und kleinste Episoden vor allem in den Bläserstimmen - hat Michael Schönwandt diesen Bilderbogen „Aus der neuen Welt“ aufgeschlagen.
Wundersam das Englischhorn-Solo im Largo! Doch wie überrascht wirkte die Solistin, als der Dirigent sie beim Applaus als Erste aufzustehen bat - eine charmante Szene. Ebenso fein im Klang die Wiederholung des Themas dann in den Klarinetten. Das Scherzo wirkte wie eine Filmmusik, die den Blick begleitet in pulsierende Metropolen und der dennoch ständig zurückschweift in die alte Heimat und auf den Dorfplatz in Böhmen… Beides voller Energie, ohne folkloristische Anbiederung, die Übergänge von größter Wendigkeit und Subtilität.
Auch das Allegro con fuocco bestach mit diesen präzise geführten Wechseln von großer Emphase zu berührender Innerlichkeit: Überwältigend schön der erste Rückzug auf das Klarinettensolo im pianissimo. Besondere Freude machten - bei aller Lust am vollen Tutti-Klang - die klar hörbaren oft geradezu humoristischen Einwürfe der Bläser, etwa des Fagotts.
Die Sonntagsmatineen des Mozarteumorchesters sind längst ein „Geheimtipp“ für gut 2200 Fans: Das Publikum im ausverkauften Großen Festspielhaus jubelte.