Doch, diese Töne
KULTURVEREINIGUNG / AMADEUS ORCHESTER
02/01/12 Angeblich war’s erstmals nach Kriegsende 1918 in Leipzig. Da erklang zum Jahreswechsel als Ausdruck einer „Friedens- und Freiheitsfeier“ in Leipzig Ludwig van Beethovens letzte vollendete Sinfonie in d-Moll-Sinfonie op. 125. Unterdessen ist das Werk Standard-Repertoire zum Jahreswechsel.
Von Horst Reischenböck
Eine kapitale Herausforderung für Elisabeth Fuchs und ihr Orchester: Beethovens Neunte gleich zweimal hintereinander am Neujahrstag im Großen Festspielhaus. „Alle Menschen werden Brüder“ - das ist ist leider immer noch Utopie. Aber hier stimmten auch alle im Auditorium ein in die Hundertschaft auf dem hinteren Teil des Podiums, den vorzüglich einstudierten Talentum Chor Budapest, der wie im Vorjahr zu Carl Orffs „Carmina Burana“ mit dem Chor der Salzburger Kulturvereinigung vereint wurde.
Dazu die zahlenmäßig aufgestockte Junge Philharmonie, diesmal unter dem Namen "Amadeus Orchester Salzburg". Der dramatische Einstieg in den Kopfsatz gelang dem Orchester weniger nachhaltig, zumal der Kern, das aus Quarten bestehende Zweitonmotiv, im Bassbereich jeweils eher nur vage tönte. Das mit Presto überschriebene Trio im gehetzt atemlosen Scherzo hätte auch etwas mehr „Drive“ vertragen. Nicht ganz plausibel wirkten auch die nicht wie vorgeschrieben diminuendo genommen, sondern jeweils dynamisch aufgegipfelt besonders exponierten letzten Paukenschläge.
Dafür vertiefte sich Elisabeth Fuchs umso zarter in den Wechsel der Adagio- und Andante-Themen. Sie ließ die Streicher und auch die blendend disponierten Holzbläser aufblühen. Der Vielschichtigkeit des Finales begegnete sie mit nicht zuletzt durch präzise Generalpausenzäsuren. Im Solistenquartett mutete Markus Volpert präzis formulierte Rezitativ-Aufforderung vorerst eher baritonal leichtgewichtig an. Durchaus ausgewogen jedoch im weiteren Verlauf in Verbindung mit Sängerinnen, die einst am Mozarteum stzudiert hatten: der höhensicheren Sopranistin Ursula Langmayr und Christa Ratzenböcks gerundetem Mezzo. Der Tenor Max Kiener (er war jüngst Tamino in der Landestheaterproduktion der „Kinderzauberflöte“) hat sein Solo zum Janitscharen-Marsch strahlend gestaltet.
Eigentlich hätte es damit durchaus sein Bewenden haben mögen. Doch als zusätzliche Preziose stand vor der Pause noch Max Bruchs g-Moll-Violinkonzert op. 26 auf dem Programm. Schon zu Lebzeiten seines Schöpfers stellte dieses Werk in der Publikumsgunst seine weiteren, durchaus nicht bloß gefälligen Schwesterwerke in den Schatten. Melina Mandozzi ließ ihre Guadagnini-Geige in den lyrischen Abschnitten sinnlich aufblühen. Virtuos ritt sie die finale Attacke, wobei das Allegro vielleicht aber doch noch eine Spur mehr an Biss vertragen hätte. Eben, wie vorgeschrieben „energisch“.