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Große Brocken

KULTURTAGE / HERBERT SCHUCH

18/10/11 In der vergangenen Saison war Herbert Schuch als „artist in residence“ der Klaviersolist in mehreren Orchesterkonzerten. Im Rahmen der „Kulturtage“ gab Herbert Schuch am Montag (17.10.) ein Solorecital in der Großen Aula - begeisterte sein Publikum.

Von Horst Reischenböck

altAm Beginn Franz Schubert: Die „kleine“ Sonate A-Dur-D 664 ist erst die vierte, von Schubert  tatsächlich vollendete Sonate. Das Autograph ist verloren, weshalb das Deutsch-Verzeichnis sich nicht schlüssig darüber ist, ob sie 1819 oder vielleicht doch erst 1825 entstanden ist. Jedenfalls kein „Einspielstück“ zum Aufwärmen, sofern der Pianist die drei Sätze mit ihren jeweils kaum fünf Minuten Spieldauer ernst nimmt: So, wie es Herbert Schuch tat, der sich nicht scheute, bereits in der kurzen Durchführung im Allegro moderato die ersten Konflikte hörbar zu machen.

Dann allerdings ging es mit der Sonate C-Dur op. 53 „Waldstein-Sonate“, dem „Wendepunkt“ im Klavierschaffen Ludwig van Beethovens, um den ersten wirklich kapitalen „Brocken“. Nicht bloß von den äußeren Dimensionen her, die Beethoven dazu bewogen, das ursprünglich als langsamen Satz vorgesehene Andante WoO 57 aus der Sonate zu entfernen. Auch die hier geforderte Technik geht weit über alles Vorangegangene hinaus. Herbert Schuch schürfte eindringlich den Kontrast zwischen Licht und Schatten, die spannungsgeladene Unruhe im Kopfsatz heraus. Leise, zart grübelte er über den Ernst der langsamen Introduzione zum Finale und steigerte sich darin dann mit virtuosem Spielwitz voll in dessen immer wiederkehrenden Refrain hinein.

Dann setzte er nach der Pause mit Franz Liszt und dessen h-Moll Sonate noch eins drauf. Allein wie er die ersten beiden Akkorde aus dem Bösendorfer grub! Schuch katapultierte sich nach den Abgründen der absteigenden, durch ihre acht Varianten alles verklammernden Sechstonskala mit vollem Einsatz ins Allegro energico und in das nachfolgende Grandioso hinein. Er ließ aber auch den gesanglichen Momenten Raum mit funkelnder, glitzernder Arabeske. Atemberaubend, der gestalterisch zwingenden Sicht Herbert Schuchs auf diese symphonische „Übersonate“ zu folgen.

Die zu Recht aufbrausende Begeisterung danach versuchte er mit Johann Sebastian Bachs Choralpräludium „Nun kommt der Heiden Heiland“ zu kalmieren, um sich dann dennoch mit einer aberwitzigen Etüde György Ligetis geschlagen zu geben. Ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird!

Bild: Kulturvereinigung

 

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