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So sprechen wir das Amen fein

BACHGESELLSCHAFT / ORGELKONZERT

09/06/11 Mit einem dramaturgisch eleganten, musikalisch und thematisch in sich geschlossenen Orgelkonzert in der Pfarrkirche Mülln hat die Salzburger Bachgesellschaft am Mittwoch (8.6.) den Abschluss des Bachzyklus gefeiert. Im Mittelpunkt stand der Choral „Vater unser im Himmelreich“. Die Melodie geht auf das 14. Jahrhundert zurück, auf den Tischsegen des Mönchs von Salzburg.

Von Heidemarie Klabacher

altMartin Luther dichtete einen Text zur Melodie und große Komponisten schufen Bearbeitungen, Variationen, Choralvorspiele und Chorsätze. Genau darum ging es im Konzert der Bachgesellschaft: An der Johanna von Mierka Orgel der Pfarrkirche Mülln spielte Edgar Krapp Choralfassungen von Bach und Mendelssohn. Das Collegium Vocale der Salzburger sang verschiedene Chorsätze.

So umrahmten etwa die Chorsätze aus der Johannes-Passion BWV 245 und aus der Kantate BWV 101 die Choralfantasie BWV 682 aus dem dritten Teil der „Clavierübung“. Eröffnet wurde das Konzert mit einem Chorsatz von Hans Leo Hassler, die Zugabe war ein Choralvorspiel von Buxtehude. Das Collegium Vokale - strahlend und überirdisch klar in Balance und Intonation - sang bei jeder Bearbeitung je andere Liedstrophen Luthers.

Damit wären allein schon ein, zwei wichtige Jahrhunderte Musikgeschichte in quasi einem Lied erzählt worden. Aber Edgar Krapp schlug den Bogen sogar ins 19. Jahrhundert: Es spielte Felix Mendelssohn-Bartholdys Sonate d-Moll op. 65 Nr. 6 über den Choral „Vater unser im Himmelreich“, eine selten zu hörende Kuriosität, die mit einem „klassischen“ Choral mit Variationen im Stile Bachs beginnt, eine sehr sprunghafte Fuge mit Tendenz zur Jahrmarktsmusik aufweist, und in einem verinnerlichten Andante verklingt. Interessant.

Ähnlich beziehungsreich die Begegnung mit dem Lied „An den Wasserflüssen Babylon“: Das Collegium Vocale sang den fünfstimmigen Chorsatz BWV 267, Edgar Krapp spielte anschließend - virtuos und dennoch voll Bedacht auf die sängerisch phrasierte und entsprechend behutsam registrierte Melodie - Johann Sebastian Bachs hochexpressive Bearbeitung desselben Liedes aus den Leipziger Chorälen BWV 653.

Eine charmante Verbeugung vor der Salzburger Musikgeschichte - die Albert Hartinger und die  Bachgesellschaft sich ja immer wieder besonders angelegen sein lassen - war Edgar Krapps
spannungsvolle, der stilistischen Vielfalt brillant gerecht werdende Interpretation der Toccata undecima c-Moll des Salzburger Hoforganisten Georg Muffat aus dem Apparatus musico-organisticus.

Schön, wieder einmal die Johanna von Mierka Orgel "konzertmäßig" gehört zu haben, dieses wunderbare Instrument, dessen Klang und Ausstrahlung hervorragend in die ebenso kostbar wie heiter ausgestattete Pfarrkirche Mülln passen. Alles zusammen eine Art vorbarock-barockes Gesamtkunstwerk. 

Bild: Salzburger Bachgesellschaft

 

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