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Legende der jiddischen Musik

KULTURVEREINIGUNG / GIORA FEIDMAN

17/01/11 Sein erster Auftritt in Salzburg, in der Großen Universitätsaula, liegt noch gar nicht so lange zurück. Nun war der Klarinettist Giora Feidman das erste Mal bei der Kulturvereinigung zu Gast.

Von Horst Reischenböck

altIsraels musizierender Botschafter, der im März seinen 75er feiern wird, spielte am Freitag (14.1.) im Zyklus „Welt der Musik“ - und das ein für diesen Zyklus-Namen endlich einmal ein sinnstiftendes Programm, Handschrift auch der Programmverantwortlichen Elisabeth Fuchs.

Die assistierende „Folie“ dazu lieferten diesmal die 19 Streicher der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg, umsichtig und engagiert angefacht durch Juri Gilbo. Deren Konzertmeister Michael Gershwin durfte seine solistischen Fähigkeiten unter anderem in den von Béla Bartók selbst arrangierten Rumänischen Volkstänzen demonstrieren. Am Beginn war „lighter“ Edward Elgar gestanden: die e-Moll-Streicherserenade op. 20. Sie ist bei uns selten zu hören und deshalb war es doppelt bedauerlich, dass das Finale ausgespart blieb.

Stattdessen folgte auf das zauberhaft verträumte Larghetto Giora Feidmans Auftritt aus dem Parkett heraus, zart anschließend mit seinem eigenen Solo-Gebet. Nahtlos fügten sich Avraham Zvi Idelsohns gleichsam Paraphrase über das bekannte „Hava Nagila“ und „In the self“ von Ora Bat Chaim hinzu, für das er zur Bassklarinette griff.

Schon hier konnte man die ganze diesem Ausnahmeklarinettisten nach wie vor ungeschmälert zur Verfügung stehende Bandbreite an Technik quer durch die Register genießen, vom hin gehaucht melancholischen Pianissimo bis in jene schrillen, für Klezmer urtypisch „jiddischen“ Klänge hinein. Raritäten, denen zunächst auch ein Teil der Zuhörer, die damit wohl noch nie konfrontiert worden war, hilflos gegenüberstand. Gibt man mit dem Kartenkauf auch seine Erziehung an der Kasse ab? Oder wurde in der Kindheit nicht gelehrt, dass Husten durch ein Taschentuch halbwegs erträglich für Andere abgedämpft werden kann?

Mit einer hübsch retrospektiv „In chassidic mood“ gehaltenen Suite von Gil Aldema verabschiedete sich Feidman in die Pause, nicht ohne zuvor seinen Friedensappell in Gestalt thematischer Verbindung der palästinensischen mit der israelischen Hymne über den Podiumsrand ins Publikum zu tragen.

George Gershwins „Porgy and Bess“-Fantasie (ein Potpourri der populärsten Nummern daraus) und die klingende Beschwörung der Anemone in „Kalanyot“ von Mosche Vilensky führten zum zündenden Abschluss in Gestalt von Astor-Piazzolla-Tangos aus Feidmans Heimat Argentinien. Um nach Standing Ovations das zum Riesenchor angewachsen animierte Auditorium rundum beglückt, mit strahlenden Gesichtern in den Abend zu entlassen.

Bild: www.giorafeidman.de

 

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