Slawisch rhapsodisch gemischt
KULTURVEREINIGUNG / SLOWAKISCHE PHILHARMONIE
12.02.2010 Seit Jahrzehnten ist die Slowakische Philharmonie regelmäßiger Gast bei der Kulturvereinigung im Großen Festspielhaus, und sie lässt da meist slawisch orientierte Programme hören.Von Horst Reischenböck
Auch der Dirigent Othmar Mága ist hierzulande kein Unbekannter mehr. Er dirigierte hier einst GMD die Bochumer Sinfoniker, aber auch das Mozarteum Orchester. Nicht zu verdenken also, dass der aus Brünn Gebürtige am Donnerstag (11.2.) ein Werk seines Landsmanns Leoš Janácek an den Beginn setzte. Um sich dessen Musiksprache zu nähern, ist die dreisätzige „Taras Bulba“-Rhapsodie ideal geeignet. Mága erwies sich ihr als schlagtechnisch souveräner Sachwalter, schälte mit den willigen Mitstreitern aus Pressburg die mitunter schon durchaus modern anmutenden Klangfarben heraus, schärfte und forcierte sie entsprechend zur hymnischen Schlussapotheose, in der die auch schon zu Beginn eher verhalten anmutenden Orgelklänge freilich nicht mehr zu auszunehmen waren.
Eignet Serge Prokofjews 1. Violinkonzert in D op. 19 tatsächlich, so wie anlässlich der Uraufführung einst bemäkelt, „Mendelssohn-Stil“? Solistin Christiane Edinger schien dieser eher ironisierend gedachten „Altertümlichkeit“ gelegentlich in gewisser Weise nachzuspüren, vor allem in den märchenhaft tönenden Episoden der Ecksätze. Umso bestimmter hat sie von der g-Saite her die dazu grimmig kontrastierend scherzenden Elemente virtuos aufgemischt. Präzise geleitet spielte das Orchester seinen durchsichtig instrumentierten Part aus und assistierte aufmerksam.
Aufhellende Durchsichtigkeit des Klangbildes war auch eine der Stärken in der Wiedergabe von Antonin Dvoráks Achter Symphonie, gleichsam ein „rhapsodisches“ Gegenstück zum Anfang. Durch Othmar Mága schwungvoll beflügelt, präsentierte sich vor allem die Holzbläsergruppe perfekt in sich abgemischt. Das Hörnerquartett, die strahlenden Trompeten und das restliche Blech standen dem in nichts nach. Wäre da bloß nicht ein unüberhörbares Defizit vor allem an Wärme in den gelegentlich auch sonst sehr zurückhaltenden Celli vorhanden gewesen. Im Gegensatz zu den engagiert vom auch solistisch hervortretenden Konzertmeister angeführten Violinen war ihnen Herzblut nicht unbedingt nachzusagen. Ohne dieses Manko hätte die Interpretation tatsächlich jene Bravo-Rufe verdient, die nach der entsprechend zündend aufgestachelten Stretta prompt kamen.