Musik von zweihundert Komponistinnen
HINTERGRUND / FRAUENSTIMMEN
27/02/25 Unterdessen ist der Zyklus Frauenstimmen der Maria-Anna-Mozart-Gesellschaft nicht mehr die einzige Unternehmung in Salzburg, die mit Nachdruck auf von Frauen komponierte Musik verweist. Aber diese Reihe, die heuer ihr Fünfzehn-Jahre-Jubiläum begeht, darf für sich Vorreiterrolle beanspruchen.
Von Reinhard Kriechbaum
Vorreiter nicht nur in Salzburg. „Frauenstimmen ist momentan die am längsten laufende Konzertreihe mit Musik von Frauen in Österreich, vielleicht sogar europaweit“, sagte die Obfrau der Maria-Anna-Mozart-Gesellschaft, die Musikwissenschafterin Eva Neumayr in einem Pressegespräch heute Donnerstag (27.2.). „Die Reihe wurde 1910 gegründet, um Frauen wieder ihren Platz in der Musikgeschichte zu geben.“ Seither wurden in hundert Konzerten rund sechshundert Werke von zweihundert Komponistinnen aus unterschiedlichsten Genres zwischen Mittelalter und Gegenwart aufgeführt. Der Bogen reichte über Barock und Klassik bis zu Volksmusik und Neuer Musik.
„Unter diesen Werken waren auch groß besetzte Orchester- und Chorwerke, etwa die österreichische Erstaufführung des Violinkonzerts von Amanda Mayer-Röntgen, die Uraufführung eines Konzertes für Flöte und Orchester von Violeta Dinescu, die Klavierphantasie von Louise Adolpha Le Beau, die Faust-Kantate von Fanny Hensel in der Orchesterfassung, Ouvertüren von Fanny Hensel und Emilie Mayer, zwei Anette-Thoma-Adventsingen samt Hirtenspiel (2015, 2016), Kammerkonzerte, Chorkonzerte, Liederabende und Performances.“
Eva Neumayr erinnert auch an vier wissenschaftliche Symposien zu Maria Anna Mozart, in Kooperation mit der Internationalen Stiftung Mozarteum, dem Archiv der Erzdiözese und der Universität Mozarteum. Ein weiteres Symposion fand zum 300. Geburtstag von Anna Maria Mozart, geb. Pertl, der Mutter Mozarts statt. „Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Auseinandersetzung waren zwei Publikationen, die auch in der internationalen Fachwelt auf großes Interesse stoßen“, freut sich Eva Neumayr. „Ein weiteres Resultat dieser wissenschaftlichen Arbeit ist eine internationale Spiel-Dokumentation Mozart’s Sister, die die australische Filmemacherin Madleine Hetherton auf der Grundlage des Buches Maria Anna Mozart. Facetten einer Künstlerin auch in Salzburg gedreht hat.“ Im November vorigen Jahres wurde dieser Film im Mozartkino als Europapremiere vorgestellt.
Für das Auftaktkonzert im Jubiläumsjahr hat man zwei besondere Werke im Talon. Das Oratorium nach Bildern der Bibel ist eines der bedeutendsten Werke der Komponistin, deren 220. Geburtstag wir heuer zu feiern ist. Das Werk trägt auch den Titel Cantate für die Choleratoten – die 1831 wütende Epidemie sorgte im Entstehungsjahr des Werkes für unzählige Opfer. Gordon Safari wird in diesem Festkonzert im DomQuartier am 8. März (dem Internationalen Frauentag) auch die Sinfonie Nr. 3 in g-Moll von Louise Farrenc (1804–1875) dirigieren, der ersten Klavierprofessorin am Pariser Conservatoire. Das Werk aus dem Jahr 1847 (dem Todesjahr Fanny Hensels) erklingt zum ersten Mal in Salzburg.
Das zweite Konzert am 24. Mai verspricht ganz andere Töne: Das Trio Anjali tritt da zu einem Tribute to Jay Clayton an, mit Kompositionen der US-amerikanische Vokalistin zwischen Jazz und Neuer Musik und mit eigenen Improvisationen.
Der Zyklus Frauenstimmen 2025 umfasst acht Konzerte, darunter zwei Liederabende und Kammermusikkonzerte. Unter dem Motto Aus der feder einer Frau gibt es im herbst eine Begegnung von Literatur und Musik aus dem Fin de siècle Da gibt’s auch Texte von der Salzburger Frauenrechtlerin Irma von Troll-Borostyáni. Die Frauenstimmen gehen am 31. Dezember mit einem Silvesterkonzert der Komponistinnen zu Ende. Da wird man auch Kompositionen von Constanze Geiger zu hören bekommen, im letzten Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zu Ehren gekommen ist. ( Maria-Anna-Mozart-Gesellschaft/dpk-krie)
Festkonzert anläßlich 15 Jahre Frauenstimmen am 8. März um 18 Uhr im DomQuartier – Das Programm der Frauenstimmen 2025 – www.maria-anna-mozart.at
Bilder: dpk-krie