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Ring ohne Worte

KULTURVEREINIGUNG / STAATSPHILHARMONIE RHEINLAND-PFALZ / FRANCIS

17/01/25 Nach zwölf Jahren gastierte die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz – in Ludwigshafen wohl beheimatet aber eines der wenigen reinen Reiseorchester ohne eigenen Konzertsaal – wieder im Großen Festspielhaus. Am Pult stand Chefdirigent Michael Francis. Solistin war die Weltstar-Klarinettistin Sharon Kam. Im Zentrum Richard Wagners Ring – freilich ohne Worte.

Von Horst Reischenböck

Das Programm am Donnerstag (16.1.) bot in-direkte Bezüge zu Salzburg: So erklang als erstes das Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 2 Es-Dur von Carl Maria von Weber, der u. a. in Salzburg von Michael Haydn unterwiesen wurde. Nach seinem Weggang kam er in Kontakt mit dem Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann, für den er – nach dem Erfolg des ersten – sein zweites Klarinettenkonzert komponierte. Es ist ein, vor allem durch die hinreißend belebten Ecksätze für die Ausführenden, ein dankbar virtuoses Werk, das unverdientermaßen selten zu hören ist. Jedenfalls animierte es die Solistin Sharon Kam zu Höchstleistungen. Besonders die moll-getönte Romanze bot ihr ideale Möglichkeiten zu differenziert gestalteter Kantilene: Delikat tonschön und betörend dynamisch abstuft. Als kleinen „Rausschmeißer“ entließ sie mit der Hommage à Manuel de Falla für Klarinette solo von Beta Kovács ihr Publikum in die Pause.

Danach wurde die Verbindung von Macht und Liebe in den Raum gestellt: So wie sie Richard Wagner, der in Salzburg dem Franziskanerpater Peter Singer seine Reverenz erwiesen hat, vielen seiner Bühnenwerke zur Grundlage machte. Am ausgedehntesten in der Ring-Tetralogie, in der er mythisch verbrämt seiner Zeit einen Spiegel vorgehalten hat, voller Anspielungen auf die ihn umgebende industrielle, gesellschaftlich dekadente Epoche. Das alles wagte erst Regisseur Patrice Chereau ungeschönt auf der Bühne zu zeigen. Aktuell ist es wie eh.

16 Stunden Oper verlangen selbst eingefleischten Fans einiges an Durchhaltevermögen ab. Kein Wunder, dass  sich schon der britische Dirigent Leopold Stokowski mit dem Gedanken an eine   Fassung ohne Worte beschäftigte. Zumal Wagner, an sich genialer Instrumentator eines differenzierten Klangfreskos, abgesehen von zwei frühen Sinfonien und einer grandiosen Faust-Ouvertüre, auf orchestralem Gebiet kaum Nennenswertes hinterlassen hat. Wagner-Enkel Wieland bestärkte und beriet schließlich den Franko-Amerikaner Lorin Maazel, auf dem Weg, die Partitur in eine gut einstündige Fassung zu gießen. Auch im Original, in dem es zu Beginn in der Tiefe „wallet und woget“, finden sich genug Teile ohne Worte, wie Walküren-Ritt, Siegfrieds Rheinfahrt oder dessen, fälschlich zum Trauermarsch umgedeuteten, Tod. Maazel gestaltete eine Kurzfassung ohne Pause, die er mit dem Philadelphia Symphony Orchestra, der New York Philharmonic, den Berliner und Wiener Philharmonikern umsetzte – und die noch immer rechtens von anderen Klangkörpern gespielt wird. So natürlich auch von einem Orchester, das den Namen Rhein in sich trägt! Opulent besetzt, etwa mit acht Kontrabässen und je einem Quartett an Hörnern und Wagner-Tuben, auf allen Positionen exzellent ausbalanciert, spürte die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz den klanglichen Finessen der verwobenen Thement und Leit-Motive nach. Souverän angeführt vom Chefdirigenten Michael Francis, zu einem sinnlichen, bejubelten Ergebnis gestaltet.                                 

Bilder: KV / Nancy Horowitz / Francesco Futterer

 

 

 

 

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