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Fantastisch statt katholisch

HINTERGRUND / SYMPHONISCHES BRUCKNNER-FINALE

16/10/24 So fromm, wie früher immer behauptet, war er gar nicht... Sage niemand, Anton Bruckner in seinem Jubeljahr nicht gebührend erforscht und gefeiert worden – mit neuesten Biografien, einem Theaterstück gar und natürlich Konzerten und Sinfoniezyklen. Die Kulturvereinigung lädt dieser Tage drei Orchester für Bruckner Vier, Fünf und Sechs ins Große Festspielhaus. Die Universität Mozarteum setzt den symphonischen Schlusspunkt.

Von Heidemarie Klabacher

Eröffnet wird der Kulturvereinigungs- Zyklus heute Mittwoch (16.10.) vom Orchestra della Svizzera italiana unter der Leitung von Markus Poschner mit der Romantischen. „Mit seiner grandiosen Symphonie Nr. 4 Es-Dur konnte Anton Bruckner 1881 in Wien endlich einen wirklichen Erfolg feiern“, erinnert die Kulturvereinigung. „Sie ist bis heute neben der Siebten seine meist gespielte Symphonie geblieben und wurde wirklich vom Komponisten selbst als Romantische bezeichnet.“ Ursprünglich gab es sogar ein „Programm“ – Morgenstimmung, Jagdszene, Volksfest.

Markus Poschner leitet das in Lugano beheimatete Orchestra della Svizzera Italiana, dessen Chefdirigent er seit 2015 ist. Eine Vierte allein macht noch kein Konzert. Vor der Pause spielt Emmanuel Pahud, „einer der führenden Flötisten der Gegenwart“, das klangsinnliche neo-impressionistische Konzert Dreamtime seines Landsmanns Philippe Hersant. „So schön kann Musik aus dem 21. Jahrhundert sein. Einfach Zeit zum Träumen.“

Morgen Donnerstag (17.10.) erklingt Bruckner „solo“: Die in Saarbrücken und Kaiserslautern beheimatete Deutsche Radiophilharmonie spielt unter der Leitung ihres finnischen Chefdirigenten Pietari Inkinen die Fünfte. „Man nannte sie früher die Glaubenssymphonie, die Katholische, ja sogar Die Heilige Schrift, so die Kulturvereinigung. Bruckner selbst war ganz anderer Meinung, er nannte seine Symphonie Nr. 5 B-Dur seine Phantastische und bezeichnete sie als sein kontrapunktisches Meisterwerk. „Der Komponist hat diese die Orchester seiner Zeit überfordernde Symphonie nie komplett gehört. Die Uraufführung in Graz, der er nicht beiwohnen konnte, fand in gekürzter Version statt.“ Im Großen Festspielhaus erklingt die Fünfte natürlich in ihrer originalen, Gestalt.

Am Freitag (18.10.) hat das Mozarteumorchester unter der Leitung von Thomas Hengelbrock das Wort zu Bruckner Sechster. „Wie sonst nur die folgende Siebente, liegt auch die Symphonie Nr. 6 A-Dur nur in einer einzigen Fassung vor“, erinnert die Kulturvereinigung. Bruckner selber nannte die Sechste seine Keckste. Besser als in diesem Sprechrhythmus in diesem Verslein klappt es musikalisch mit dem „typischen Bruckner-Rhythmus“, der „weite Teile des Werks beherrscht, das zu Lebzeiten des Komponisten nur in Teilen aufgeführt wurde“

Besonders beliebt war das Adagio, „ein Stück weihevollster Empfindung und rührendster Innigkeit“, wie der Wiener Kritiker Hans Paumgartner einst schrieb. „Am Pult des Mozarteumorchesters wird mit Thomas Hengelbrock ein Interpret von internationalem Format stehen und vorher eine von Joseph Haydns geistsprühenden Londoner Symphonien musizieren“, so der Veranstalter. Das Salzburger Orchester habe „nicht nur eine Mozart-, sondern auch eine Bruckner-Tradition, die seit etwa zwanzig Jahren wieder lebendig gepflegt wird“.

Zwei Wochen später, am 23. Oktober im Haus für Mozart, nochmal die Vierte, die Romantische. Ion Marin leitet das Sinfonieorchester der Universität Mozarteum. Ergänzt wird dieses Konzert durch die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner, die auf Gedichten seiner Muse Mathilde Wesendonck basieren. Jedes der fünf Lieder wird von einer anderen Gesangsstudentin gesungen.

Bruckner Vier, Fünf und Sechs – Mittwoch (16.10.), Donnerstag (17.10.) und Freitag (18.10.) bei der Kulturvereinigung im Großen Festspielhaus – www.kulturvereinigung.com
Bruckner Vier und Wagners Wesendonck-Lieder – Mittwoch (23.10.) Haus für Mozart – www.moz.ac.at 
Bilder: KV /Orchestra della Svizzera italiana / Kaupo Kikkas (1); Andreas Zihler (1); Mina-Esfandiari (1); Universität Mozarteum / Wolfgang Kirchner

 

 

 

 

 

 

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