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And the Winner is …

KULTURVEREINIGUNG / SINFONIEORCHESTER WUPPERTAL / HAHN

26/09/24 Drei Konzerte gibt das in Nordrhein-Westfalen beheimatete Sinfonieorchester Wuppertal unter der Leitung von Patrick Hahn. Der gebürtige Grazer ist der derzeit jüngste Generalmusikdirektor im deutschsprachigen Raum. Solist ist drei Mal der Pianist Lukas Sternath – 23jährig aus Wien stammend und ECHO Rising Star der Saison 2024/25.

Von Horst Reischenböck

Wär’s am Mittwoch (25.9.) im Großen Festspielhaus ein Fußballmatch zwischen Deutschland und Österreich gewesen, hätte das Publikum zum Endstand eindeutig und begeistert „Unentschieden“ votiert. Auf dem Programm standen von Richard Strauss Tondichtung Don Juan und die Vier sinfonischen Zwischenspiele aus der Oper Intermezzo und von Johannes Brahms das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur.

So tendierte der Richard Strauss gewidmete Teil des Programms eindeutig über die Grenze hinüber. Über Don Juan, dessen erste Einfälle Strauss im Klosterhof von San Antonio in Padua notierte, sagte einst ein Hornist nach einer schweißtreibende Aufführung: „Lieber Gott! Was haben wir denn verbrochen, dass du uns diese Rute geschickt hast. Die werden wir auch so bald nicht wieder los!“

Heutigen Orchestern bereitet das längst keine Probleme, selbst wenn sie, wie die Wuppertaler, vom 29jährigen Patrick Hahn im jugendlichen Überschwang mit kaum 15 Minuten Spielzeit mitunter voll gefordert wurden. Da brodelte erotische Leidenschaft voll auf, sehnsuchtsvoll bis in den mentalen Schluss hinein, akustisch Urheber und Komponist verbindend.

35 Jahre später wollte Strauss mit Intermezzo den Alltag – seinen eigenen – auf die Bühne stellen. Nachdem Hugo von Hofmannsthal wenig Lust zu einem häuslichen Streit zwischen Eheleuten als Basis einer Konversationskomödie verspürte, schrieben letzlich der in Salzburg ansässige Hermann Bahr und Strauss selbst den Text. Wer weiß, wie Strauss’ eifersüchtige Gattin Pauline wegkommt, mag sich ihre wütenden Ausbrüche denken.

Die Oper fristet immer noch ein Schattendasein, von der daraus gefilterten Suite ist nicht einmal ein Aufführungsdatum bekannt. Dabei steht sie durchaus bei Beispiel für in Strauss’ Praxis der Mehrfachverwertung (wie die Rosenkavalier-Walzer, das sinfonische Fragment aus Frau ohne Schatten oder das Fragment aus Die Liebe der Danae).Die Vier sinfonische Zwischenspiele aus Intermezzo umfassen einen dankbar schwelgerischern Walzer, eine duftige Träumerei am Kamin und Strauss Umsetzung seiner Freude am Skat am Spieltisch. All diesese Szenen wurden vom Sinfonieorchester Wuppertal unter der Leitung von Patrick Hahn mit Hingabe wirkungsvoll gestaltet. Danach führte die Kehrtwendung historisch zu Johannes Brahms zurück. Bislang hat vor elf Jahren der Engländer Stephen Hough, ein nach wie vor bedeutender Brahms-Interpret, als erster beide Brahms-Konzerte in Salzburg gespielt, am selben Ort mit dem Mozarteumorchester. Lukas Sternath verteilt diese auf zwei Abende und begann mit dem zweiten Konzert am Zenith von Brahms’ schöpferischem Können entstanden. Eigentlich ist es von der Anlage her (und passend zum Titel des ersten Abo-Zyklus der Kulturvereinigung) die „Große Sinfonie“ des Abends – viersätzig, aber halt mit Klaviersolo.

ach dem schön modellierten Horn-Einstieg ins Allegro non troppo dialogisierte Sternath, der Igor Levit und Sir András Schiff zu seinen Mentoren zählt, nachdrücklich in dem durch Patrick Hahn in gleichem Geiste sorgfältig mitgestaltet orchestralen Umfeld. Er stürzte sich in das engagierte pulsierende d-Moll-Scherzo, in dem sich Brahms seiner ersten Serenade erinnerte. Von der Cellistin warmen Tones getragen, entfaltete sich dann das liedhafte Andante, tonschön von den Bläsern sekundiert, ehe Sternath leicht-fingrig und voll graziler Virtuosität noch durch’s Finale huschte. Als Zugabe entließ er am Steinway die Zuhörer schwelgerisch sehnsuchtsvoll und nachdenklich mit Brahms Es-Dur-Intermezzo aus op. 117 in die laue Nacht.

Heute Donnerstag (26.9.) spielen die Gäste aus Wuppertal nach dem zweiten Brahms-Konzert die Siebte Dvořák. Morgen Freitag (27.9.) erklingen nochmals die Siebte Dvořák und Brahms' Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 – www.kulturvereinigung.com
Bilder: KV / Leo

 

 

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